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Nothäuser - bewohnt

Nothäuser in Viersen / Bachstrasse
Beschreibung :
In den Jahren 1949/1950 errichtet die Stadt Viersen nach Zeichnungen des Architekten Hans Rangette, Dülken, 9 Fertighäuser mit der Typenbezeichnung H.B.W. 49 an der Bachstraße. Die Häuser sind nach dem Grundgedanken des Fachwerkbaues konstruiert, wobei an Stelle des früher mit Lehm oder Steinen ausgefüllten Gefachs die Verschalung mit Leichtbauplatten und Isolierung durch wärmehaltende Stoffe tritt. Die Außenwände sind mit einem Edelputz versehen. Das vollunterkellerte Haus mit Satteldach ist über einer Fläche von 4,60 m x 6,26 m - 28,80 qm errichtet. Der Innenraum ist geschickt aufgeteilt. Nur knapp drei Quad-ratmeter Flache entfallen auf die Diele und einem nebenliegenden Abort, der ganze übrige Raum ist restlos zu Wohnzwecken ausgenutzt. Im Erdgeschoss sind Wohnzimmer (4,34 m x 3,10m) und Küche (2,62 m x 2,17 m) miteinander verbunden. Vom Wohnzimmer aus gelangt man über eine neben der Küche zu findenden Holzstiege ins Obergeschoss. Im Obergeschoss sind zwei Schlafräume hintereinander angeordnet. Der über beide Räume des Obergeschosses laufende Dachboden ist durch eine Deckenluke zu erreichen. Das Bad und die Waschküche sind in dem 23 Quadratmeter großen Keller untergebracht, der von außen zugänglich ist.

Die "Nothäuser", auch als "Fetten-Häuser" bekannt, sind in ihrer Größe, Form und Ausführung einmalig in der Stadt Viersen und prägen den Bereich vor und hinter der Eisenbahnbrücke/-tunnel an der Bachstraße eindeutig. Dr. Fetten von den Holz-Baustoffwerken Dülken entwickelt mit dem Eigenheim Typ 49 ein Haus, dessen großflächige wärme- und schallisolierende Bauelemente vorfabriziert und am Bauplatz montiert werden können. Die Errichtung der Häuser ist somit schnell und kostengünstig. Der Preis (ca. 9.000,-- DM) entspricht dem mageren Geldbeutel der Wohnungssuchenden und der beschränkten Finanzierungskraft der Gemeinden. In der Sitzung des Bau- und Liegenschaftsausschusses am 30. August 1949 wird die Aufstellung von 9 "Fetten-Häusern" beschlossen. Die Presse nimmt regen Anteil an der Aufstellung der Fertighäuser. Sie preist die kurze und knappe Bauzeit sowie ihre Kostengünstigkeit. In den Pressemeldungen werden die einzelnen Bauabschnitte dokumentiert.

Die Häuser sind ungewöhnliche Beispiele zur Beseitigung der Wohnungsnot der Nachkriegszeit. Sie vereinbaren in sich, den in der Nachkriegszeit bestehenden unabweisbaren Zwang schnellstens Wohnungen zu schaffen und die nicht minder dringende Forderung den Baupreis so niedrig wie möglich zu halten. Solche Wohnungen bzw. Häuser der ersten Nachkriegsjahre müssen schon deshalb das Interesse der Denkmalpflege finden, weil Beispiele dafür im landesweiten Überblick nur noch äußerst selten vorhanden sind. Dazu kommt der hervorragende Erhaltungszustand der Viersener Häuser und ihre Bedeutung für die Geschichte des Menschen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere bauhistorischen, geschichtlichen und hauskundlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung der Gebäude Bachstraße 329, 331, 333, 335, 345, 347, 349, 351 gemäß § 2 Absatz 1 des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Quellen
Prospekt der Fa. Holz- und Baustoffwerke Dülken, von Dr. Gustav Fetten, Abteilung; Fertighausbau, Dülken im September 1949
Auszug aus der Sitzung des Bau- und Liegenschaftsausschusses vom 30.06.49
Rheinische Post von 14.08.1949: "Viersener-Wohnhaus für 8.400,--DM"
Rheinische Post vom 24.12.1949: "Die Wohnung als Weihnachtsgeschenk"
Akte Bachstraße 329, 331, 333, 335, 345, 347, 349, 351
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Bachstraße 329, 331, 333, 335, 345, 347, 349, 351
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen


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