Rätsel – was tut sich hier?
Im Rheinland waren es am 7. Januar 2017 selbst in meinem Lokschuppen –5 Grad!
Die im Vordergrund zu sehenden Bremsleitungen und -seile gehören zu unseren diversen Trabis und tun diesmal nichts zur Sache...
Um bei dem überfrierenden Nieselregen Biomüll gefahrlos zum Komposthaufen zu bringen, habe ich das bewährte, 5 Tonnen schwere und überaus standsicheres Transportmittel benutzt, nämlich meine 1946 noch als KML 5.1 (Kriegsmotorlokomotive 5, die 1 steht für Holzvergaser) mit Holzvergaser auf 600 mm Spurweite ausgelieferte Lokomotive.
Der Anlassvorgang gestaltete sich bei den Minusgraden etwas schwierig:
https://www.youtube.com/watch?v=LvGyTiKFrzE
Diese Heeresfeldbahnlokomotive ist ohne großen Aufwand dank des Außenrahmens an Spurweiten zwischen 500 und 1100 mm anzupassen. Die Lokomotiven waren im Rahmen des "Engerer Lokomotiv-Normen-Ausschuß" (ELNA) im und nach dem ersten Weltkrieg geplant und gebaut worden. Aufgrund des Treibstoffmangels ende des zweiten Weltkrieges auch mit Holzvergaser... – O&K lieferte Motor und Getriebe, Schöma Rahmen und Karossierte und die Fa. Imbert aus Buschhoven bei Bonn den Holzvergaser.
Die Lokomotive wurde nach dem zweiten Weltkrieg anscheinend nie im Trümmerbahndienst eingesetzt, sondern direkt für den Transport von Ton zur Produktion von neuen Ziegelsteinen und Fliesen aus den Gruben von Witterschlick bei Bonn. Die Holzvergaseranlage erwies sich im täglichen Einsatz als sehr diffizil und wurde Anfang der Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts durch den damals schon bewährten luftgekühlten Deutz-Diesel F2L 514 ersetzt. Laut Auskunft des für dem damaligen Betrieb verantwortlichen Werkmeisters brauchte die Holzgaslokomotive allein eine Schicht, um einigermaßen betriebsbereit zu sein, also länger als eine Feldbahndampflokomotive... Der Holzvergaserkessel lag später noch Jahrzehnte im Wald in Witterschlick herum, bis ihn ein Schrotthändler "endlich" entsorgte...
Die Teile der Holzvergaseranlage, die ich noch retten konnte wie Kondensatkühler, Filterkartuschen und Gebläse, zeugen in ihrem heutigem Zustand noch von dem extrem aggressiven und giftigen Rauchgas, welches jedes nichtedle Metall und Leben in kürzester Zeit zerstörte.
Nach den Lieferengpässen von Zyklon B durch die "Dessauer Werke für Zucker-Raffinerie GmbH und ab 1935 auch bei der Kaliwerke AG im tschechischen Kolín im Auftrag der Degesch, einer Tochtergesellschaft der Degussa, des I.G. Farben-Konzerns und von Th. Goldschmid", wurde letztendlich auch erwägt, Holzgas in den KZ einzusetzen...
Der gute Deutz fährt auch heute noch – wenn die Batteriespannung stimmt – vor's Himmelstor denn:
"Fährst du einen Deutzmotor,
der fährt dich bis vor's Himmeltor!"
Auch wenn die Geschichte das Andenken extrem trübt!
Günter68 09/01/2017 19:25
Eindrucksvoll!Lebendig!
Klasse!
Grüße
Günter
Klaus Kieslich 09/01/2017 9:27
Eine stark atmoshärische Aufnahme mit einer hochinteressanten Info dazuGruß Klaus
FaLa 09/01/2017 5:39
Der Herrgott schuf in seinem Zorn den Imbert mit dem Rütteldorn. Dieses geflügelte Wort aus der Zeit, da diese Anlagen im täglichen Betriebseinsatz standen, sagt eine Menge über die Beliebtheit dieser Anlagen bei denen, die damit arbeiten mussten, egal ob in der Landwirtschaft, im Straßenverkehr oder auf Schienen. Es ist schon ein langwieriger Prozess so ein Ding zu betreiben und zu allererst es betriebsbereit zu bekommen...Dein Bild ist Klasse, hat viel Atmosphäre, lädt ein zum Schrauben und Basteln oder zum auf der Werkbank sitzen und klönen..