Schiller und Hölderlin

Two analogue photographs merged into one. The portrait of Schiller was painted by G. Nußbaum on mammoth-ivory.

This collage is kind of an homage to Schiller's (literal and philosophical) work and influence on authors, like Dostoevsky and Hölderlin.

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Schiller und Hölderlin (II. Fassung)

In goldenen Welten waren die Dichter
die Vermittler vom Ewigen und
dem Jetzt
Doch in den jüngsten Phasen
wird er gequält
das Nützliche gehe vor Verkündung
Es sei gegen die menschliche Würde,
wenn er sich selbst auflöst
ein Unrecht!

Doch so wie er unter bestimmten
Sternenkonstellationen gezeugt
so wurde auch geschaffen
in ihm die Übermittlungsgabe
es treibt die Unruhe den Dichter
das Herz öffnend und den Menschen
schenkend
das unendlich Elementare!

Einst den Menschen
wesentlich
über ihrem Haupt etwas Höheres
zu schaffen
Doch sie domestizierten den Verstand
die Intuition erstickte
aus Furcht vor dem Tode
sollte immerfort leben
der angehaftete Name

Die Veräthisierung des Ichs
bedeutet die Loslösung vom Köper
Die Unruhe waltet schöpferisch
Irdische Bande werden zerschnitten
denn im Kosmos wird gesucht die Heimat

Kämpfend um ein Leben in Realität
für Mutter und Muttersmutter
Kostete dem Dichter Hölderlin
das Leben
In Erde vergräbt das Göttliche sich
hingebend den Nachgeborenen
und den Würmern

Dichter teilen die antike Auffassung zum Unsichtbaren
in orphischen Reden durch die Zunge des Volkes
Höret den Weltgeist im reinen Verkünder
In Wörtern wird verdichtet die Einweihung
So sehet mehr als die Augen
erlauben!

Berufen von Gott und eingepflanzt das Talent der Vermittlungsgabe
Steht diese Bestimmung denn nicht über allem
der den Riss zum Kosmos zu verkitten vermag?
Da die Menschen oft mit sich selbst entzweit
schafft und schenkt der Mediator
den inneren Zugang

Wie war nicht Schiller eingeschüchtert
als er den von sich geprägten sah
Der mit seiner Artigkeit
gänzlich dem Ideal Schillers entsprach-
Wurde ihm Vater und zog ihn in den Kreis
doch wurde der dem Sensiblen zu enge
Dieses Gefühl der Einsamkeit, kann man nur
in der Gruppe kennenlernen

Die Schöngeister wurden verkantet
und suchten Klarheit durch die Philosophie
Die Lebenssicherheit verfolgte Ehre und Karriere-
verdrängte Dichtung und heroische Poesie!

Welch‘ Abhängigkeit, um sich einen Mundvorrat zusammenzusparen
„Allein nur höre ich den Äther knistern!
Dem Rufe muss ich folge leisten!
Lebenspflicht ist mir diese geliehene Gabe.‘
Muss das Licht bewahren, bevor es sich
verfinstert.“

Wie erschrak sich Schiller
als er sich selbst in dem Jüngling erkannt
Wollte ihn zur Vernunft bewegen
doch schon längst war durchlodert
das ganze Sein!
Sich ganz der Alldichtung hingebend,
an der jeder Ratschlag versagt!

In periphere Finsternis
versinken Zeit und Raum
Vollkommen ist die Vernunft
der Inspiration geopfert
Nie mehr Vergnügen
an den Tageswerken
Mit Treue dem Höchsten
ergeben und sich der
komischen Einheit versprochen
durch Wort!

O dämonische Trunkenheit
heiliges Rasen!
Schiller wollte, doch
durfte Dich nicht halten!
Nichts schien der Begeisterung
des Dichters Abbruch zu tun
Sie versuchten die Schönheit
auszutreiben,
gefoltert und gebrochen,
eingesperrt im Turm!

Gehüllt in Lakeiendienstfertigkeit
in übermaßen höflich
In Wellen sprach der Dichter
Pulsierende Worte verkrampften
im Munde und so transzendierte
er ins Unendliche-
Des Dichters Werk und sein
Leben untrennbar
unsterblich wurde
seine Kunde

[Elvin Karda, Begonnen irgendwann im April 2023]

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