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Der Grüne Hund


Premium (Basic), ausgeschnitten und weggeschmissen

Schlagerland # 3

An dem Tag, als meine Mutter das erste mal wieder aufstand und die Treppe in die Küche hinunterkam, war sie noch ganz blass und durchsichtig, aber sie lächelte schief und sagte: „Eine alte Frau ist kein D-Zug“
Sie setzte sich zu meinem Vater an den Tisch, der einen Kaffee trank und die Zeitung aufgeschlagen hatte. Das Radio lief. Im Dorf hörten alle Schlager, das war bereits so, als ich noch ein Kind war und jetzt, wo fast alle, die mit mir damals jung waren ihr Glück woanders gesucht hatten und nur noch die Alten geblieben waren, war es noch immer so.

Mein Vater schaute kurz zu meiner Mutter und sagte „Mach nur langsam“ und es hörte sich an, als wäre er eingeschnappt..
„Ich mach ja langsam“ sagte meine Mutter. Und dann seuzte sie „Ach, was soll das nur werden?“

Wir haben uns in meiner Familie nie umarmt.
In der Zeit meiner Kindheit waren alle Männer stark und gingen zu VW nach Baunatal, oder in die Zeche Stolzenbach zum arbeiten.
Die Worte, die nötig gewesen wären, um dem anderen zu sagen, dass man sich schätzt mussten erst noch erfunden werden und wer sich um den Anderen sorgte, machte ihm Vorschriften und die Sorge zum Vorwurf.

Wenn früher der Herbst kam, zu der Zeit, als man die Schweine in den ersten Morgenstunden stach, gab es eine Kirmes im Dorf, da spielte eine Blaskapelle an zwei Abenden Lieder von Leidenschaft, aber das ist lange her.

Ich habe Schlager noch nie gemocht, aber ohne es zu wollen, kann ich die Texte auswendig.

Es geht immer um Liebe, ein ganzes Leben lang.

https://www.youtube.com/watch?v=R5nQq0mvCPo

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