JayTom


Premium (Pro), Barsinghausen

So still mit einem Mal

Ich habe dieses Bild schon einmal gezeigt. Dazu schrieb ich: "Es ist eine
extreme Bearbeitung. Aber sie zeigt vieles von dem, was ich mit dem
Thema Verlust und Tod verbinde: Alles ist diffus, schemenhaft. Man weiß
nicht so recht, wohin es gehen soll, der Weg führt einfach ins Nichts."

Was damals eher pure Theorie war, wurde jetzt von der Realität eingeholt.
Durch einen Unfall verlor ich meine süße "Große". Mehr als 18 Jahre, fast
zwei Jahrzehnte, verbrachten wir miteinander. Teilten viel, auch wenn wir
nicht immer einer Meinung waren. Und gerade letzteres lässt sie mich so
sehr vermissen.

Und ja, es stimmt - es dauert, bis man wieder in die Spur findet. Auch wenn
es "nur" ein Tier war.

Es sind die kleinen Gewohnheiten, die man so schwer ablegen kann. Noch
immer öffne ich nur langsam die Tür, weil sie direkt dahinter wartete, wenn
ich nach Hause kam. Noch immer schaue ich beim Gehen nach unten, um
ihr nicht weh zu tun, weil sie mir ständig um die Beine strich.

Du wolltest doch immer nur nah bei mir sein - und jetzt bin ich so weit weg.

Winke, winke, Kleines...

Kein leichtes Model
Kein leichtes Model
JayTom

Commentaire 3

  • Verbrenner2021 10/12/2022 10:35

    Bewegend.... berührt mich
  • fritzgessler 10/12/2022 10:32

    das bild ist schon beeindruckend - aber als mahnmal für eine katze gebraucht, doch ein bisserl übertrieben.
    es ist ja doch ein ausdruck der allgemeinen moralischen krise (d.h. absoluten vereinsamung der menschen) , dass jetzt tiere oft mehr als menschen betrauert werden. bei lesen des textes dachte ich zuerst, es handle sich um die tochter ('... 18 jahre!')...
    vielleicht als praktische trauerbewältigung eine neue katze oder einen hund aus dem tierheim - grad jetzt zu weihnachten - holen?
    • JayTom 10/12/2022 12:51

      Hallo Fritz,

      das Bild ist nicht als Mahnmal zu sehen, sondern als Ausdruck der Trauer. Der zitierte Text sagt es ja eigentlich schon.

      Absolute Vereinsamung des Menschen... Tiere werden mehr betrauert als Menschen...? Wenn ich darüber so nachdenke... ja, vielleicht ist da was dran. Denn was soll man (als Mensch) davon halten, dass sich andere Menschen gegenseitig die Köpfe einschlagen, obwohl sie sich doch selbst als intelligent und dem Tier überlegen ansehen? Aber vielleicht zeigt das ja nur die Abstammung des Menschen vom Tier, was viele aber gern vergessen. Also kann man Mensch und Tier doch gleichermaßen betrauern, oder? Ich habe meine Katze nie über Freunde, Bekannte, Nachbarn, Kollegen gestellt - schließlich war sie mein Haustier und hat mir oft genug die Krallen gezeigt. Und trotzdem hat sie mir viel bedeutet und war mir wichtig. Ihr Grab ist schlicht, ich habe es selber ausgehoben, es wurden keine Glocken geläutet. Ich hab mich einfach nur von ihr verabschiedet.

      Und ein geliebtes Tier einfach austauschen wie kaputte Fernseher, Waschmaschinen, Autos? Für mich ist ein Tier ein Lebewesen, kein Ding! Und was hat das denn nur mit Weihnachten zu tun?