A.-J. O.


Premium (Pro), Region Stuttgart

So weit

das Herz sehen kann ...

So wie die Dinge sich entwickeln, muss ich mein Herz weit
und weiter machen und mich auf die Zehenspitzen stellen,
um erfassen zu können, was möglich ist ...

Commentaire 9

  • A.-J. O. 14/12/2016 22:39

    Es ist erst mal nur für ein Jahr, also für zwei Auslandssemester. Doch nach meinem Gefühl ist sein Interesse für Japan groß genug (und seine Unabhängigkeit auch), dass ich mir gut vorstellen kann, dass er eine sich bietende Option, sein Studium dort weiterzuführen, womöglich nutzen würde. Dass er mittlerweile mit einer japanischen Gast-Studentin befreundet ist, die quasi mit ihm zusammen im Frühjahr nach Japan zurückkehren wird und nur zwei Bahnstunden von seiner dortigen Uni entfernt wohnt, verstärkt diesen Gedanken.

    Mit Hamburg hatte ich gerechnet. Oder Zürich, Berlin, London. Aber um Kyoto in meine gedankliche Welt hineinzubringen, muss ich mich — wie geschrieben — ordentlich strecken.

    Auf der einen Seite bin ich überglücklich, wie sich alles fügt. Auf der anderen Seite spüre ich Furcht vor der Veränderung, die wohl auch mein beschauliches Leben ein Stück weit umkrempeln wird. Furcht, ich könnte es nicht schaffen, meinen Landei-Horizont so stark zu erweitern ...

    Aber es tut gut, zu lesen, was Du schreibst. Und dabei zu spüren, nicht alleine mit dieser Erfahrung zu sein. Von „einer völlig anderen welt” schriebst Du. Vielleicht spielt es gar keine Rolle, wie viele Kilometer es sind. Zwanzig können so weit weg sein wie zehntausend. Und zehntausend so nah wie zwanzig. Vielleicht ist es eben diese fremdartige Sphäre, in die wir manches Mal Einblick bekommen — sogar für Minuten oder Stunden Gast sein dürfen — und in der wir etwas wiederentdecken, was einst im Mittelpunkt unserer eigenen war. Seltsames Gefühl ...
  • n i n a 14/12/2016 15:00

    da ging es mir ähnlich wie dir. am anfang fiel es mir auch leichter. vielleicht auch, weil der kontakt da noch häufiger war. doch inzwischen, nach fast zwei jahren, sehen wir uns, trotz der absolut überschaubaren entfernung von etwa 20 km doch seltener, und meist ist ihr freund dabei.
    manchmal habe ich das gefühl, daß uns beiden bewußt ist, daß die nähe schwindet, daß es uns beiden weh tut, daß wir aber irgendwie hilflos zusehen, wie es passier, und nichts ändern können.
    mit ihrem freund und den neuen freundinnen, die sie durchs studium kennen gelernt hat, lebt sie in einer völlig anderen welt. nicht nur räumlich, sondern was den ganzen lebensstil und auch die lebensanschauungen betrifft. das ist zwar völlig normal, tut aber trotzdem weh.

    wie es für mich wäre, wäre leah plötzlich 10.000 km entfernt, kann ich mir gar nicht vorstellen. da wir aber sowieso hauptsächlich über wwhatsapp in verbindung stehen, würde sich wahrscheinlich nicht mal groß was ändern ;-))
    ist das bei euch nur vorrübergehend, oder wandert er dauerhaft aus?
  • A.-J. O. 25/11/2016 18:11

    Nina, ich hoffe, nicht etwas aufgewühlt zu haben, was Ruhe gebraucht hätte. Das wäre mir arg! Unser Ältester ist vor etwas mehr als einem Jahr ausgezogen und am Anfang war ich überrascht, wie leicht mir das Loslassen fiel. (Meine Mutter hielt mich schon für einen Rabenvater, weil ich ihm nicht ständig hinterhertelefoniert habe.) Doch mit der Zeit ertappte ich mich immer öfters, wie ich in seinem Zimmer stand und aus dem Fenster auf die Gärten ringsum sah — und mich doch ein wenig verloren fühlte. Der Begriff „Empty-Nest-Syndrom” beschreibt diese zeitweilige Gefühlslage bisweilen unangenehm treffend. (Da seine beiden Brüder die Pubertät geradezu übertrieben lehrbuchmäßig durchlaufen, fehlt er mir persönlich vor allem als offener Gesprächspartner.)

    Und dennoch war es für mich eine Bereicherung, neue Themen (und neue Gefühle) zu erkunden. Doch in wenigen Monaten werden aus den überschaubaren 70 Kilometer Entfernung (zwischen ihm und uns) schwer in Vorstellungen zu fassende 10.000. Und ich merke, dass ich mich gewaltig strecken muss, damit das, was von seiner Welt die meine berührt, noch hineinpasst. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum ich derzeit so sentimental bin, dass ich mich hin und wieder kaum selbst erkenne.
  • n i n a 23/11/2016 14:33

    da hast du was angesprochen. meine tochter ist gerade in genau diesem alter und dieser phase. wird in zwei wochen 21. hat schon vor 1 1/2 jahren das 'räumliche' nest verlassen, wird ein eigenständiger mensch, und ein anderer mensch, als ich sie bisher kannte. und ich sitze hier allein zu hause und frage mich, was das alles soll, hab das gefühl, daß dieses nest (also in diesem fall schon das haus) irgendwie sinn-los und -leer geworden ist. bis jetzt schaffe ich es nicht, mir einen neuen platz in dieser welt auch nur vorzustellen... (klingt depressiver als ich mich fühle :-)))
  • Fräulein Einauge 23/11/2016 0:14

    Sehr schön!

    Der Stein wirkt wie ein Sprungbrett und Unterschlupf zugleich.
  • A.-J. O. 22/11/2016 16:17

    @ Rübe: Nachdem Dein Bild #7 bei mir geradezu ein rauschhaftes Erinnern an das Meer auslöste — wie sollte ich da Deinem Wunsch entgegentreten. Manches Mal frage ich mich, ob ich wohl aufgrund eines Versehens in einer Familie zur Welt gekommen bin, deren Wurzeln so weit im Binnenland gründen. Da muss ein Fehler vorliegen, ganz gewiss! Anders ist diese beständige Sehnsucht kaum zu erklären — und das Heimweh, wenn man in den eigenen vier Wänden ist ...


    @ MartinaLuna: Den achtsam Wandernden — so sagt man — seien solche Stolpersteine viel eher Gefährten und Wegweiser. (Das schreibe ich, während ich meine Füße massiere, die kaum eine Gelegenheit verpassen, die Steine, Tischbeine oder Tigerfelle zur Belustigung aller bieten.) Und ein wenig Schutz auch. Der große Stein gab mir die nötigen Sekunden an Zeit, die ich brauchte, um bei einer stärkeren Welle den Rückzug anzutreten.


    @ Nina: Der Strandabschnitt ist der Bereich unmittelbar hinter der Wasserlinie, der bei ablaufendem Wasser nicht mehr ständig von den Wellen überspült wird, aber dennoch feucht ist, weil doch alle paar Minuten eine darüber streicht. Und das Bild ist vom letzten Jahr. Da hatten wir zwei ganz außergewöhnlich windstille Tage. Ganz im Gegensatz zu diesem Jahr, wo man ohne Hochgebirgsausrüstung kaum den Dünensaum durchqueren konnte. :-)

    Dieser Planet IST paradiesisch! Zumindest dort, wo wir es nicht ins Gegenteil verkehrt haben, was eine unheimliche Begabung unserer Spezies ist. Ebenso wie der schleichende Drang, uns selbst eng und starr zu machen — und auch andere an diesen, unseren eigenen Grenzen zu messen.

    Ich weiß nicht, wie alt genau Deine Tochter ist. Aber möglicherweise kennst Du das Gefühl, wenn das eigene Kind die Schwingen ausbreitet und sich vom Nest abstößt. Wenn es sich höher und höher in den Himmel schraubt und Du plötzlich vor der Wahl stehst, in Deinem Nest sitzen zu bleiben und fortan in der Vergangenheit zu leben — oder die eigenen Flügel wieder zu trainieren, um eine Welt zu erobern, die schon einmal die Deine war und die sich ganz neu erschließt ...

    (Dabei meine ich mit „Nest” nicht die eigene Wohnung, das eigene Haus. Sondern die Welt in unserem Kopf, die wir überall mit hinnehmen.)


    Und dass ich es nicht vergesse: Vielen Dank Euch! Nicht nur für Eure Kommentare, sonder auch für Eure Bilder, die für mich mitunter wie Laternen auf einem Nachtspaziergang sind.
  • n i n a 22/11/2016 13:11

    also mal zum bild: das hast du gar nicht hier auf der erde aufgenommen!
    diese mondoberflächenartige beschaffenheit des strandes, das quecksilberhafte des meeres, dieses schwarze etwas im vordergrund... das ist irgendwo auf einem paradiesischen anderen planeten, da bin ich mir fast sicher.
    zu deinen worten: ja, ich habe für mich dieser tage genau dieses gefühl. ich muß mein herz weoter machen. auch den geist. denn wenn man nicht aufpasst, ist man ganz schnell an engstirnigen, kleinherzigen grenzen angelangt. ob's nun am alter oder an den zeiten liegt, kann ich nicht sagen...
  • Frau Luna. 22/11/2016 12:34

    Auf dem Weg zum Licht liegen Stolpersteine - die übersieht das Herz gern...

    Ich mag deine Sinn-Bilder.
  • Koralie 22/11/2016 11:17

    Eine ganz wunderbare Gegenlichtaufnahme.
    Die Lichtspiegelung auf dem Wasser mag ich sehr.
    Und je länger ich dein Bild betrachte, desto dringender will ich auch wieder ans Meer...
    LG Kora