Astrid Wiezorek


Premium (World), Gera in Thüringen

Streunerle

Ich will euch mal kurz erklären, wieso ich mich hier so rar gemacht habe. Ich habe nämlich gar keine Zeit mehr für die fc, weil wir schon wieder ein Streuner Problem haben. Seit ich die Wildtierkamera besitze, welche ich jeden Abend in den Garten stelle, habe ich gesehen, dass bei uns jede Nacht drei Kater herumstreifen. Die Kater waren nicht kastriert und pieselten überall herum. Außerdem schienen sie verletzt zu sein. Der eine Kater, ich habe ihn Lumpi genannt, fiel mir besonders auf, denn er konnte gar nicht mehr richtig laufen. Er hatte ein ganz langes Fell, ich tippe auf einen Norwegischen Waldkater, welches total verfilzt wie eine Art Rüstung um ihn herumhing. In Absprache mit dem TSV Gera beschloss ich, die drei Kater einzufangen, denn dass sie kein zuhause haben war deutlich erkennbar. Sie fraßen sogar das heruntergefallene Vogelfutter von der Wiese. Um die Streunerle fangen zu können, stellte ich ihnen zuerst einmal einige Abende etwas Futter heraus. Dieses wurde auch super angenommen, aber die beiden Kater Charly und Mohlo von den Nachbarn bedienten sich nun auch an den Näpfen. Später gesellten sich noch zwei gestreifte und eine ganz schwarze Katze dazu, so dass mittlerweile 8 Katzen zum Futterplatz kamen. Sogar der Fuchs besuchte uns eines Nachts und den konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Wie sollte ich nun die drei Streunerle einfangen, wenn laufend noch andere Mitesser herkamen? Ich musste aber handeln und schlug mir nun wirklich die Nächte um die Ohren. Drei Fangversuche scheiterten, indem zuerst der Charly in der Falle saß, später dann die Gestreifte und zuletzt noch die ganz Schwarze. Diese ließ ich natürlich sofort wieder frei. Deshalb konnte ich auch kaum zu Bett gehen, ich wollte ja nicht die Nachbarskatzen in der Falle sitzen lassen. Aber wer einmal in der Falle war, der geht da auch nie wieder rein (Katzengesetz) und nun hatte ich gute Karten endlich die Streunerle zu kriegen. Zuerst fing ich den schwarzen Kater mit der weißen Gesichtsmaske und den weißen Pfötchen ein. Am frühen Morgen konnte ich ihn erst einmal richtig begutachten, der Kater hatte eine riesige Wunde am Schwanzansatz. Deshalb war er auch gar so aggressiv, ich dachte er zerlegt die Falle von innen. Der Kater wurde nun kastriert und die Wunde musste sogar genäht werden, dann wurde er wieder hier freigelassen. Jetzt hatte ich immer noch zwei Streunerle zu fangen, aber die wollten absolut nicht in die Falle gehen. Mittlerweile hatte ich hier schon zwei Fallen aufgestellt, beide wurden ignoriert. Dann endlich hat es doch geklappt und beide Kater gingen am selben Abend in die Fallen rein. Der schwarze Kater mit dem buschigen Schwanz hatte eine ziemlich fiese Wunde am rechten Ohr, er blutete stark, das konnte man auf den Bildern der Wildtierkamera gar nicht so erkennen. Und der Lumpi Kater war so verfilzt und voller Parasiten, dass sein ganzes Fell abgeschoren werden musste. Außerdem stellte die TÄ fest, dass sein kleiner Körper über und über mit Hämatomen übersät war. Ein Zeichen von Misshandlung. Als mir die Frau vom TSV die beiden Kater wieder herbrachte, wir mussten sie ja wieder hier freilassen, blutete mir das Herz, ich hätte Heulen können. So ein Elend, es ist schlecht zu ertragen. Wenn die Kater nicht so wild und aggressiv gewesen wären, hätte ich sie behalten. Es ist wirklich ein Jammer, wie manche Leute mit ihren Tieren umgehen. Gerade die beiden langhaarigen Kater scheinen Rassekater zu sein. Wer hält sich unkastrierte Rassekater? Bestimmt, wurde mal mit ihnen gezüchtet. Vielleicht haben sie nicht mehr die gewünschte „Norm“ erfüllt und wurden einfach ausgesetzt. Jedenfalls war das auch die Meinung der TÄ. Ich habe so einen Groll, wenn ich nur das Wort „Zucht“ höre. Ich weiß nicht, wo die Kater plötzlich hergekommen sind, aber sie scheinen sich zu kennen denn sie vertrugen sich untereinander. Sicher streunen die Kater auch schon länger hier herum. Ich habe sie erst nach Oscars Tod zum ersten Mal hier gesehen. Oscar hielt ja sein Revier immer „Feinde“ frei.

Den MA vom TSV gebührt mein vollster Respekt und ein großes Lob, sie kümmern sich wirklich sofort, wenn ein Problem ansteht. Nur leider sind ihnen auch die Hände gebunden, denn wo sollen sie solche halbwilden Kater auf die Schnelle unterbringen? In eine enge Quarantäne Box kann man solche Tiere nicht sperren und eine andere Möglichkeit hätte es nicht gegeben. Auch im TH werden solche Wilden nicht aufgenommen. Das ist ein großes Problem, denn nun streunen sie weiter umher. In Absprache mit dem TSV werde ich weiter ein Auge auf die Kater behalten. Alle drei standen nämlich schon wieder am nächsten Abend bei uns vor der Tür. Natürlich werde ich sie weiter füttern, der TSV Gera unterstützt mich, sodass wir nicht allzu große Unkosten haben. Vorerst könnten die Kater im Schuppen schlafen, welchen wir im Auftrag vom TSV Gera für die Streunerle eingerichtet haben. Aber die drei Kater müssen den Schuppen erst einmal annehmen, das machen sie nämlich noch nicht. Eine Dauerlösung ist das zwar auch nicht, denn wenn sich die beiden langhaarigen Burschen nicht bald zähmen und kämmen lassen, werden sie in kürzester Zeit wieder so verfilzt aussehen. Ich komme aber (noch) nicht an sie ran, sie sind total scheu und kommen nur in der Nacht. Jetzt waren sie zwei Abende gar nicht da, keine Ahnung ob sie woanders Futter und einen Unterschlupf gefunden haben. Ich hoffe nun, dass die Streunerle nach der Kastration etwas ruhiger und zahmer werden und dass sich sie wieder sehe. Dann könnte man sie über den TSV vermitteln.

Ich kann nur immer wieder sagen: „Lasst eure Katzen und Kater kastrieren und vor allem lasst sie chippen“. Das waren die Kater nämlich auch nicht. Katzen vermehren sich so schnell, das Elend nimmt sonst nie ein Ende.

Fuchs im Garten
Fuchs im Garten
Astrid Wiezorek


Commentaire 20