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Warten auf`s Christkind

Warten auf`s Christkind

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Markus Peerenboom


Premium (Pro), Neuss

Warten auf`s Christkind

Der Alte Wartesaal im Kölner Hauptbahnhof ist heute ein Veranstaltungszentrum mit zwei Sälen (560 und 210 m²) für bis zu 1.000 Gäste mit Restaurant, Bar und Diskothek.
Überregional bekannt wurde der Alte Wartesaal u. a. durch die monatliche Produktion der Mitternachtsspitzen des WDR in diesen Räumen.

Der Cölner Centralbahnhof wurde 1857/59 erbaut und 1894 erweitert, dabei wurde die große Bahnsteighalle errichtet, unter der ebenerdig ein zweigeschossiges Wartesaalgebäude stand. Im Zuge der Neustrukturierung des Bahnverkehrs – etwa 1905/11 – wurde dieses abgerissen und der Platz unter den Gleisen zwischen der Trankgasse und Johannisstraße für die Wartesäle erster und zweiter Klasse genutzt. Hier entstand ein neues Wartesaalgebäude nach Umbau mitten im ersten Weltkrieg 1915.

Die Erste Klasse mit Edelhölzern, Stuck und Marmor „nur vom Feinsten“ war nicht nur bei Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. nebst Gemahlin beliebt. Von Anfang an „in“ erfreute sich der Wartesaal (erster Klasse) bis Ende der Goldenen Zwanziger regen Zuspruchs, Stehgeiger – von Cello und Klavier begleitet – sorgten bei „Teestunde“ und Souper für die bei der feinen Gesellschaft so geschätzte Salon-Atmosphäre.

Die erste Weltwirtschaftskrise 1929 ging auch am Wartesaal nicht spurlos vorüber, zahlungskräftige Besucher gab es nur noch wenige – und mit Eintritt in den Zweiten Weltkrieg 1939 konnte der Wartesaal nur noch selten öffnen.

Bedingt durch die günstige Lage unter den Gleisen und nahe dem Kölner Dom blieben die Räume nahezu unversehrt, die umliegende Stadt aber war bei Einmarsch der Alliierten 1945 ein riesiges Trümmerfeld. Hungerjahre und Währungsreform (1948) folgten, Heimkehrer und Vertriebene warteten hier oft tagelang auf Anschluss.

Zaghaft machte sich das Wirtschaftswunder breit und mit ihm die Mittwochsgespräche des Bahnhofsbuchhändlers Gerhard Ludwig, das waren Diskussionsrunden zwischen Autoren und Journalisten, die sich zu einer weithin bekannten Institution im Geistesleben Kölns entwickelten.

In den frühen 1980er Jahren zog sich die Deutsche Bundesbahn als Eigentümerin von Bahnhofsgaststätte und Wartesaal für Reisende zurück – der gastronomische Betrieb war völlig bedeutungslos geworden und technisch vollkommen veraltet. Ein Umbau in einen Supermarkt oder gar ein Abriss der ehemaligen Prunkräume stand zur Diskussion.

Im Oktober 1983 konnten Alfred Biolek und der Architekt und Gastronom Gigi Campi (1928-2010) mit ihren Juniorpartnern die Räume mieten. Sie investierten mehrere Millionen DM in den Umbau der heruntergekommenen Lokalität. Besonderes Augenmerk wurde auf die Restaurierung der Wandvertäfelung sowie von Art Déco-Gestühl und -Leuchten gerichtet. Ein Kleinod des Jugendstils blieb der Nachwelt so erhalten.
Quelle: Wikipedia

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