Stefan W. Wirtz


Premium (Basic), Gottmadingen

Wiblingen - Basilika St. Martin

Die ehemalige Klosterkirche von Wiblingen, einem Ortsteil von Ulm, ist in ihrem Inneren vom Frühklassizismus geprägt.
So gibt es um 1750 Pläne für einen Neubau der Kirche von Johann Michael Fischer, aber begonnen wird der Bau erst 1772. Baumeister ist der von Abt Roman Fehr berufene Johann Georg Specht. Zwar muss sich Specht an der westlichen Langhausseite an die Masse von Fischer halten, doch er kann auf die tragenden, von Fischer geplanten Wandpfeiler verzichten, da Gewölbe keine Rolle mehr spielen, man bevorzugt nun Flachkuppeln, und die bestehen fast immer aus einer leichten Holzlattung als Untergrund für den Putz. Specht plant auch zwei Türme an der Westfront, statt wie von Fischer im Osten vorgesehen. Doch diese werden nie vollständig gebaut, von ihnen ist nur ein Torso geblieben.
Für die Innengestaltung wird Januarius Zick engagiert, und zwar durch Primas Amandus Storr. Zick nimmt quasi das Heft in die Hand, alle anderen Handwerker haben sich ihm unterzuordnen. Zick malt die Fresken noch im stark barocken Charakter, doch die weitere Ausstattung folgt dem Klassizismus. Der Stuck wird nicht mehr überreich wie im Rokoko verwendet, sondern nur noch sparsam eingesetzt, hier im Zopfstil, er greift nicht mehr in die Fresken ein.Benedikt Sporer aus Wessobrunn ist deren Schöpfer, und die Goldfassungen stammen von Br. Martin Dreyer. Das Chorgestühl erinnert wegen seinen goldenen Dorsalreliefs an die berühmten Chorgestühle von Ottobeuren und Zwiefalten. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Schöpfer dieses Gestühls ist Franz Joseph Friedrich Christian, Sohn von Johann Joseph Christian, welcher die Chorgestühle eben von Zwiefalten und Ottobeuren geschaffen hat. Zick entwirft auch das Prospekt der Chororgeln, in denen einst eine Orgel von Johann Nepomuk Holzhey befunden hat.
1783 wird die Kirche geweiht, doch die Aufhebung des Klosters lässt nicht lange auf sich warten. Ein markantes Ausstellungsstück ist das große Kruzifix vor dem Hochaltar, welches ursprünglich aus dem Ulmer Münster stammt. Auch ist der Hochaltar einst vor einem Chorgitter gestanden, welches heute nicht mehr vorhanden ist. Als eine hervorragende Arbeit gilt die Kanzel von Benedikt Sporer. Weitere Seitenaltäre sind in der Kirche aufgestellt, sind aber ohne große Raumwirkung.
Seit 2021 ist auf der Westempore eine Hauptorgel aufgestellt, bis dahin war die Empore verwaist, das Geld und die Zeit hat für eine Anschaffung einer Orgel damals nicht gereicht.

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