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HerbertKpn


Premium (World), Mittelbiberach

Dschungeltrekking

Trekking (von englisch trek ‚anstrengender Marsch‘) ist laut Wikipedia "eine in der Reisebranche verbreitete Bezeichnung für mehrtägige Wanderungen mit Zelt im Gepäck, teilweise unter Verzicht auf Infrastruktur wie Straßen oder Wege".

Nun nehmen wir es mal nicht so genau und sagen einfach: Ein Tag reicht auch, und statt des Zeltes haben wir rund 6 kg Kamera und Zubehör im Rucksack. Alles übrige stimmt, insbesondere "anstrengend", und "teilweise" ersetzen wir durch "komplett".

Man denkt kurz darüber nach, dass ordentliche Fotografen immer mit Stativ unterwegs sind und beschließt, diesmal nicht so ordentlich zu sein bis man unterwegs einen Fotografen mit Stativ sieht und erkennt, welch armseliger Wicht man ist.

Dschungeltrekking bietet die unvergleichliche Möglichkeit, eine Natur hautnah zu erleben, die man bestenfalls aus Erzählungen, Büchern oder dem Internet kennt. Das stimmt ohne Einschränkung. Ein unglaubliches Erlebnis, alle Anstrengungen wert.

Da gibt es allerdings noch das Kleingedruckte:
1. Typischerweise geht in der Nacht vor dem Trecking ein heftiges und anhaltendes Tropengewitter nieder. Wie durch ein Wunder scheint morgens aber die Sonne, und Temperatur und Luftfeuchtigkeit steigen an... Der Untergrund tendiert in Richtung Morast, und jeder Schritt muss gut überlegt sein. Leute, die ihre Schutzengel einer Prüfung unterziehen wollen, gehen in Flip-Flops los ...

2. Im Dschungel geht es nur selten auf ebener Strecke voran. Viel häufiger geht es steil bergauf und dann wieder steil bergab. Immer erst prüfen, ob man sicher steht, bevor man das Bein belastet! Während man auf diese Weise ein Bein vors andere setzt, kreisen die Gedanken um die unbestreitbaren Vorzüge moderner Kompaktkameras, insbesondere ihr geringes Gewicht.

3. Sicheren Halt suchen: Äste, Lianen und dünne Baumstämme greifen, die Halt bieten, wenn man ins Rutschen kommt. Vorher prüfen, ob der "sichere Halt" nicht in Wirklichkeit morsch ist ... Und vor dem beherzten Zupacken sicherstellen, dass sich dort nicht gerade eine Schlange ausruht, die sehr ungnädig reagieren würde. Ist sehr unwahrscheinlich, aber sicher ist sicher...

4. Und dann hat man nach Stunden endlich DAS Tier vor der Nase, das man schon immer fotografieren wollte... Kein Problem, kühlen Kopf bewahren trotz 35 Grad. Das Tier genießt sichtlich seine Freiheit und tollt herum, gerne auch in den Baumwipfeln im Gegenlicht. Der Autofokus (auf Punktmessung gestellt) visiert aus irgendwelchen Gründen immer irgendwelche Blätter an. Man stellt entnervt auf "Manuell", während man auf steilem Untergrund balanciert und den Gedanken, das Objektiv zu wechseln, rasch verwirft. Dummerweise führt die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und durchschwitztem Hemd und Haaren zu Beschlägen auf Brille, Monitor und Sucher. Weitgehend blind schießt man ein paar Fotos und ist später, wenn alles vorbei ist, glücklich, wenn einige vorzeigbar geworden sind.

Meine uneingeschränkte Hochachtung vor allen Kollegen, die unter diesen Bedingungen grandiose Aufnahmen machen! Ihr könnt es und habt Euch den Applaus hart verdient!

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