Lubeca


Premium (Pro), Buchholz i.d.N.

Abbruchkante

Eine der ungewöhnlichsten Kirchen Dänemarks findet sich in der Ortschaft Højerup auf Sjælland. Um das Jahr 1250 herum wurde sie nahe an der bis zu dreißig Meter hohen Steilküste Stevns Klint erbaut, gestiftet von einem Seemann aus Dankbarkeit dafür, dass er aus Seenot gerettet wurde. In den folgenden Jahrhunderten rückten durch Erdrutsche und Küstenabbrüche die Kreideklippen immer näher an die Kirche heran, obwohl diese einem örtlichen Aberglauben zufolge jedes Jahr zu Weihnachten einen Schritt landeinwärts rücken soll.

Um 1600 stürzten erstmals Teile des Friedhofs die Klippen hinab, und so bot sich unten am Strand immer wieder der unheimliche Anblick von Särgen, Grabsteinen und Skeletten; manche ragten sogar aus der Steilwand heraus. Ab 1910 benutzte man die Kirche vorsichtshalber nicht mehr, sondern hielt die Gottesdienste ab 1913 in einer neuen, weiter landeinwärts gebauten Kirche ab.

Am 16. März 1928 kam es morgens gegen fünf Uhr zu einem gewaltigen Küstenrutsch, der die Kirche auseinanderriss, so dass der Chor in die Tiefe stürzte. Die Massen von Schaulustigen, die sich in den folgenden Tagen einfanden, um die Katastrophe zu besichtigen, brachten die Stadtväter dazu, die Rest-Kirche als Touristenattraktion herzurichten und sie mit einem Betonsockel gegen weitere Abstürze zu sichern.

Heute kann man die Kirche besichtigen und durch eine Tür einen kleinen Balkon betreten, der anstelle des Chors errichtet wurde, und von dem aus man einen großartigen Blick in die Tiefe und über die Steilküste hat. Und heiraten kann man dort natürlich auch; pro Jahr nutzen etwa 150 Paare diese Möglichkeit. An dem Tag, als wir dort waren, konnten wir von oben ein Brautpaar sehen, das mit einer Fotografin ein Fotoshooting auf den Steinen unterhalb der kleinen Kirche machte. Bis heute ist mir nicht klar, wie die Braut in ihren hochhackigen Pumps die Stahltreppe nach unten (und wieder zurück) und die Turnerei auf den Felsen unbeschadet überstanden hat…
(Quelle: destination sydkystdanmark)

Dänemark im September 2021

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