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Premium (Basic), Berlin

Analog

Vor 50 Jahren war die elektronische Rechentechnik noch aufwändiger und deutlich weniger leistungsfähig als heutzutage. So erwies sich auch die Simulation komplexer Strömungsprozesse in der Luft als sehr zeitintensiv oder gar unmöglich. Informationen benötigte man dennoch, daher behalf man sich mit experimentellen Messungen am "lebenden Objekt". Bei der Erforschung der Tragflächenform für das perspektivische Überschallpassagierflugzeug Tu-144 griff man auf ein bekanntes und verbreitetes Flugzeug zurück und versah es mit einer geometrisch verkleinerten Form der geplanten Tragflächen. So entstanden aus zwei MiG-21S zwei Experimentalflugzeuge, die die Bezeichnung MiG-21I (oder MiG-21Analog) trugen. Mit diesen wurden wichtige Daten über das zu erwartende Flugverhalten gesammelt und den ersten Piloten ein Eindruck über das Flugverhalten vermittelt. Wer das Original kennt, erkennt, daß neben den Tragflächen noch weitere Änderungen angebracht worden sind, so die "Keule" am oberen Ende des Seitenrunders, die "Beule" auf dem Rumpfrücken und - hier etwas schwierig zu erkennen - eine Parametersendeantenne links neben dem Bugfahrwerkschacht.
Die Maschinen erwiesen sich als sehr manövrierfähig, die Testpiloten äußerten sich begeistert über die Flugeigenschaften. Trotzdem kam es - vermutlich wegen undisiplinierter Eigenmächtigkeit - zum Absturz eines der beiden Testmuster beim Kunstflug in niedriger Höhe, so daß nur noch eine Maschine übrig blieb. Diese steht heute neben ihrem "Vorbild", einer Tu-144, im Museum der Luftstreitkräfte in Monino bei Moskau, wo ich sie im Mai 2018 auf den Sensor bannen konnte.

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