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Dazumal - ein ganzes Leben  (mit Gedicht)

Dazumal - ein ganzes Leben (mit Gedicht)

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Martina I. Müller


Premium (World), Halle(Saale)

Dazumal - ein ganzes Leben (mit Gedicht)

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Das Leben hat im März sie in Empfang genommen,
als man die 18 als Jahrhundert schrieb,
noch acht Geschwister sind ihr nachgekommen,
sie war die Älteste und hatte alle lieb.
Die Zeit war schwer, sie alle durchzufüttern,
nur ganz natürlich war es ihre Pflicht,
als Älteste teilte das Los von Müttern
sie meist von Hahnenschrei und erstem Tageslicht.
*
Sie kannte schon als Kind die kargen Stunden,
die schwere Arbeit und die Sorgen auch,
hat dennoch immer Lebensmut gefunden,
blieb eignes Wünschen auch nur Schall und Rauch.
Das Leben hieß sie, praktisch nur zu denken,
es blieb ihr schuldig jede Leichtigkeit,
war nicht geeignet, ihr etwas zu schenken,
aufrechthaltend kämpfte sie sich durch die Zeit.
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Durch Arbeit, Hunger, Not und Bombennächte,
durch Krankheit, Sorgen und durch ihr Geschick,
der Mann, den sie nahm, war für sie der rechte,
die große Liebe und ihr Lebensglück.
Der Kinder sieben hat sie ihm geboren,
nur eine Tochter war es, die ihr blieb,
sechs Söhne gingen ihr verloren,
was ein Beamter ihr ins Stammbuch schrieb.
*
Ihr Enkelkind bin damals ich geworden,
die Mutter krank und arbeitslos und ohne Geld,
noch heut gebührt der Großmama ein Orden,
sie war verlässlich Mittelpunkt von meiner Welt.
Ich kann die Frau vom Jugendamt noch vor uns sehen,
die mich, das Kind, aus diesem Hafen holen wollt,
als Sperre Oma wie ein Bollwerk in der Türe stehen,
dass sie sich schnell zum Teufel scheren sollt.
*
Dies große Herz hat sie ihr Leben lang behalten,
die Lebensweisheit war ihr bestes Kapital,
als ihr das Alter ins Gesicht schrieb Falten,
machte es noch lieber sie und war ihr ganz egal.
Von ihr bekam ich jenen Hang zum Schreiben,
das Reimen lief auch ihr von Lippen leicht,
die Freude daran wird mir immer bleiben -
auch das hat meine Großmama erreicht.
*
Wir sind zeitlebens nur ein gutes Team gewesen,
sie war ein Mensch, der Wärme nur hat ausgestrahlt,
das stand in ihren lieben Zügen klar zu lesen
und hat sich bis zu ihrem Tode ausgezahlt.
Denn alt und krank geworden fehlte nie die Pflege,
es schob sie keiner ab, wir waren da für sie,
fanden für Probleme Lösungen und Wege,
sie war als Leidende im Weg uns nie.
*
Ihr Sterben hat ein großes Loch gerissen,
nur schwerlich hat es mit Erinnern sich gefüllt,
wie schön wär's, könnt sie um die Verse wissen,
die ich heut schreibe noch zu ihrem Bild.
In mir ist große Dankbarkeit geblieben,
da ist noch Fühlen, das mir nicht entschwand,
so kann ich übers Grab hinweg noch lieben
und halten den Entschwundenen die Hand.
;-)
******************* MM ********************
Ich glaube, dem lässt sich nichts mehr hinzu fügen...

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