Die Sage

Der Sage nach, lebten vor langer Zeit zwei Brüder im Lande.
Der eine war sehr reich und der andere bettelarm. Der reiche Bruder war habgierig und hartherzig und ließ dem armen Bruder nicht einmal die Abfälle vom Tische zukommen.
Der Bettelbruder zog oft über Land und nächtigte im Sommer in Heuschobern oder im Wald und des Winters in verlassenen Alphütten oder Höhlen.
Als der Bettler wieder einmal schlafend in einer verlassenen Hütte lag, wurde er durch lautes Geschwätz und Gekrächze aufgeweckt. Da saßen Vögel in grosser Schar auf dem Balken und weil es nicht gewöhnliche Vögel waren, sondern Hexen in Vogelgestalt, verstand der erschrockene Bettler jedes Wort der geschwätzigen Tiere. Sie erzählten sich hämisch Neuigkeiten aus Berg und Tal. Der Bettler der sich weiterhin schlafend stellte, vernahm lustige und traurige Geschichten aber als eines der Vögel, von der schwerkranken Königstochter berichtete, da spitze er noch aufmerksamer und neugieriger seine Ohren.

" Kann ihr denn niemand helfen?" fragte der eine Vogel

" Kein Doktor kann ihr mehr helfen " , krächzte der zweite Vogel.

" Es gibt also keine Hilfe gegen ihr Leiden?" wollte ein anderer Vogel wissen.

" Doch, wenn ihr jemand ein Algenblatt auf die Schläfe legt, dann wird sie sofort gesunden aber wer weiss das schon?"

" Die arme Königstochter" schrie eines der anderen Vögel.

Der arme Bettler blieb ruhig liegen, bis die aufgeregte Vogelschar im Morgengrauen krächzend davonflog. Alsdann machte er sich sofort auf den Weg, auf der Suche nach dem heilenden Blatt und als er es endlich gefunden hatte, begab er sich sofort zum Königsschloss, wo er seine Dienste als Arzt antrug.

Man traute ihm aber nicht so recht, da schon so mancher Arzt und Quacksalber sein Hokus Pokus erfolglos trieb und indes, die arme Königstochter immer blasser und leidender wurde.

Auf inständiges Bitten und betteln des Mannes, liess man ihn in das Gemach der Königstochter. Dort sassen weinend der König, die Königin, Höfräte und Kammerjäger um das Lager der Königstochter. Der Bettler aber trat heran und legte ihr, wie es die Vögel erzählten, das Blatt auf die Schläfe und ooohhh Wunder, rote Farbe floss in ihr Antlitz, sie schlug die Augen auf und sagte:" mir wird so wohl".

Da waren Danksagungen und Lobpreisungen im ganzen Schloss zu vernehmen, man rühmte allerorts den unbekannten Arzt und der überglückliche König gab ihm viele schöne Geschenke, teure Kleidung, Geld und ein prächtiges Haus in schönster Lage im Dorf.

Als der reiche Bruder vom Glück des einst armen Bruders hörte, wurde er rot vor Zorn und dachte, was der kann, kann ich auch.
Er zog sich die feinsten Gewänder an, füllte seine Taschen mit Tee und begab sich ebenfalls zum Schloss, wo er sich als Arzt anpries und auf grosse Geschenke und Reichtum hoffte.
Man führte ihn in eine Kammer, wo ein kranker Knecht lag aber der reiche Bruder wusste nicht so recht wie er anfangen sollte. Er schüttete dem Kranken Tee auf die Stirn und wartete mit den anderen auf Heilung.
Als jedoch nichts geschah, merkte man, dass er garkein Arzt war, sondern nur ein Lügner und Betrüger und jagte ihn mit Spott und Drohungen vom Schlosse fort und da er sich nun im Lande nicht mehr blicken lassen durfte, zog er als Bettler umher und hatte fortan viel Zeit über seine schlechte Taten nachzudenken.

The End :-))







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