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Premium (Complete), Jura bernois

Eintagsfliegenlarve aus der Familie Baetidae! *

Ein winziges Insekt im klaren sauberen Bergbach, das ich irrtümlicherweise als Steinfliegenlarve bezeichnet habe!
Aufgenommen in Hohtenn/Ausserberg (Südrampe, Schweiz).

* Und ziemlich genau 3 Jahre nachdem ich dieses Foto geladen habe (!) kann mir Jürgen Gaul, der Spezialist für Steinfliegen und Eintagsfliegen, mitteilen, dass es
"keine Steinfliegenlarve, zeigt, sondern eine (seltene) Eintagsfliegenlarve aus der Familie Baetidae"!

Und er zeigt uns auch den Unterschied zwischen Steinfliegenlarve und Eintagsfliegenlarve:

"Ich möchte mal versuchen zu erklären, was das Besondere an dieser speziellen Eintagsfliege ist.

Zunächst gibt es eine einfache Regel, wie man Eintagsfliegenlarven von Steinfliegenlarven unterscheiden kann. Eintagsfliegenlarven besitzen fast immer drei, Steinfliegenlarven nur zwei Schwanzfäden. Einzige Ausnahmen bei den heimischen Eintagsfliegenlarven ist die Gattung Epeorus, die ebenfalls nur zwei Schwanzfäden aufweist. Ein weiteres Merkmal sind die blättchen- oder büschelförmigen Tracheenkiemen, die bei den Eintagsfliegen an den Seiten des Abdomens sitzen. Steinfliegennymphen besitzen entweder gar keine (Hautatmung!) oder wenige Kiemen in Form haarartiger Büschel an den drei Brustabschnitten und/oder zwischen den Cerci...

Zurück zu den Schwanzfäden. Die beiden äußeren werden „Cerci“ (Mehrzahl von „Cercus“) genannt. Der mittlere, sofern vorhanden, ist anatomisch gesehen etwas anderes als die beiden äußeren und heißt „Terminalfilum“ oder auch „Paracercus“.

Wenn man nun die Eintagsfliege auf deiner Aufnahme oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, sie besitze nur zwei Schwanzfäden.
Die beiden Arten der Gattung Epeorus sehen völlig anders aus und scheiden damit aus dem Kreis möglicher Arten aus.
Betrachtet man das Tier aber etwas genauer, dann sieht man zwischen den beiden Cerci ein rudimentäres Terminalfilum.
Diese Eigenschaft weist aber lediglich die Gattung Acentrella in der Familie Baetidae oder die Art Baetis alpinus in derselben Familie auf.
Die Gattung Acentrella ist bei uns nur durch die seltene Acentrella sinaica in 'Bächen und kleineren Flüssen, meist über 400 m NN' vertreten.
Flugzeit Mai bis Juli mit Schwerpunkt im Juni. Baetis alpinus kommt ebenfalls in Bächen über 400 m NN vor und fliegt von Mai bis September. Um einen dieser beiden Kandidaten muss es sich also handeln.

Wenn wir nun noch die Körperlänge der Tierchen vergleichen, so liegen wir bei A. sinaica bei 4-6 mm, bei B.alpinus bei 8-10 mm, natürlich immer ohne Schwanzfäden gemessen. Ich weiß nicht, ob du dich noch an die ungefähre Länge erinnern kannst, (das kann ich leider nicht A.D.!)
aber 4-6 mm wäre für eine so gute Fotografie schon ziemlich klein, so dass ich mir fast sicher bin, dass wir es mit Baetis alpinus zu tun haben.
Im Bestimmungsschlüssel von Bauernfeind und Humpesch in „Die Eintagsfliegen Zentraleuropas“ heißt es dazu: 'Filum terminale meist deutlich kürzer als die halbe Länge der Cerci, oft rudimentär.' "

Herzlichen Dank, lieber Jürgen, für deine ausführlichen Erklärungen, die mich freuen!

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