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Heimkehr in ein fremdes Land (2)

Heimkehr in ein fremdes Land (2)

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Thabita Pech-Kranch


Free Account, Wiesbaden

Heimkehr in ein fremdes Land (2)

Vor einigen Jahre sah ich im Internet eine Fotografie einer Apsara-Skulptur mit einem Loch im Herzen. Ein Amateurfotograf hatte das Bild im Tempel von Angkor gemacht und als ich das Bild sah, wurde ich sehr traurig. Ich konnte das Bild nicht ertragen und klickte schnell weiter, aber das Bild blieb wie festgemauert in meinem Kopf.

"Die Apsaras sind himmlische Engel, die unsichtbar um uns herum sind und auf uns aufpassen" hatte mir meine Mutter erzählt als ich ein kleines Kind war und wenn ich Angst hatte in der dunklen Zeit, in der mein Volk sich gegenseitig umbrachte, dann betete ich nachts heimlich zu den den Apsaras und bat um ihren Schutz das ich nicht töten müsste und nicht getötet werden würde.

Es war der Glaube an die Kraft der Apsaras, der mir half zu überleben und als die dunkle Zeit begann der grauen Zeit zu weichen, wollte ich eine Apsaratänzerin werden und den Gedanken der Apsara weitertragen.

Zwei Jahre nachdem ich das Bild im Internet gesehen hatte, besuchte ich die Apsara mit dem verletzten Herzen in meiner Heimat. Früh am morgen brach ich zu den Tempeln auf. Ich wusste nicht in welchem der vielen Tempel die Apsara war und so ging ich lange von Skultur zu Skultur.

Die schöne Statue sass vor einem dunklen Hintergrund und das Loch in ihrer Brust sah aus, als hätten die Menschen der dunklen Zeit ihr Herz zerstört. Aber sie blieb trotzdem wunderschön, so wie sie da sass, strahlte Festigkeit und Frieden aus und lächelte mich an.

"Die Kugel traf mich im Herzen, aber ich bleibe vollkommen, habe nichts von meiner Kraft und meiner Liebe verloren", schien sie mir sagen zu wollen.

Es war fast mittag als ich mich wieder erhob. Noch immer war ich traurig. Ich machte dieses Bild um die Erinnerung an die Worte der verletzten Apsara in meinem Herzen zu behalten.

Auf meinem Weg zurück kam ich an einer langen Apsarareihe vorbei und davor standen drei kleine Mädchen meines Volkes. Sie waren etwa genauso alt wie ich gewesen war, als die dunklen Männer kamen und zu mir sagten "Wenn du lernst mit Gewehren zu schiessen und mit Messern zu töten, wirst du Essen bekommen".

Die kleinen Mädchen standen vor den Skulpturen und ahmten die Bewegungen der himmlischen Engel nach.

"Grosse Schwester, tanzt du mit uns?" fragten sie mich. Sie lächelten mich mit ihren großen Augen genauso liebevoll und friedlich an, wie die Apsara mit dem verletzten Herzen. Ich fühlte einen warmen Strom in meiner Brust. Sie waren die neue Generation der Apsaras.

Da verstand ich was die Apsara mir hatte sagen wollen.

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