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Heimkehr in ein fremdes Land (3)

Heimkehr in ein fremdes Land (3)

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Thabita Pech-Kranch


Free Account, Wiesbaden

Heimkehr in ein fremdes Land (3)

Reden und Essen gehören zu den großen Vergnügen in Kambodscha und vielleicht weil die Menschen so viel Reden, erzählen sie ihre alten Überlieferungen durch Gesten im Tanz, statt durch Worte.

Etwa 3500 Gesten stellen die alten Überlieferungen in der Sprache des Tanzes dar und man braucht mehr als ein Leben um sie alle zu lernen.

Als ich fünf Jahre alt war, lehrte mich meine Tanz-Meisterin einen Tanz, den sie "Bopha Lork Key" nannte (die Blumen der Welt). Es war eine Geschichte über eine Wiese voller Blumen.
"Mach mit deinem Fingern eine Blume" sagte sie und zeigte auf ihre Hand.
Ich drehte meine Finger nach oben in Richtung des Himmels und aus meinen Fingern wurde eine Blume mit fünf Blütenblättern.
"Zeige mir eine zweite Blüte".
Meine andere Hand formte eine zweite Blume und gesellte sich zur ersten. Auch die anderen Mädchen formten Blumen mit ihren Händen und als wir zusammen kamen und unsere Hände in den Himmel streckten, erfüllte ein Meer von Blumen den Raum.
"Jetzt kommt der Wind" und wir tanzten mit großer Freude im Herzen und ließen unsere Körper wie eine Blume nach links und rechts wehen und doch waren wir mit unseren Füssen fest im Boden verwurzelt. Ich fühlte mich wie eine Blume, die ihre Schönheit, ihren Duft und ihre Frische der Welt schenkte und in meine kleine Welt erblühte eine neue Kraft, die ich bis dahin nicht kannte.
"Das ist die erste Version des Apsara Tanzes für kleine Mädchen" hörte ich die Stimme der Tanzmeisterin wie aus der Ferne und wehte weiter nach rechts und links.

Als Kind waren die Apsaras für mich wie Engel, die uns begleiten und Schutz und Kraft geben und wenn ich tanzte, fühlte ich mich den Apsaras näher. Als Frau verstand ich das die Apsaras ein Teil unseres Selbst sind, halb Göttinnen und halb Frauen. Als Göttinnen sind sie die Liebe, die reine Seele und die Weisheit. Und in ihrem Tanz, den grazilen Bewegungen und den sanften Gesängen, finden sie die Schönheit, Harmonie und Zufriedenheit, die ihre Welt zusammenhält, die sie als Frau der Familie, den Kindern und dem Mann schenken. All dies ergibt eine Einheit, die Einheit der Liebe die sich das Wesen der Apsara nennt. Ich bin glücklich wenn ich eine Apsara sehe und ich liebe es, wenn ich im Tanz für einen Moment zu einer Apsara werden kann.

"Heute bin ich glücklich..."
Meine Hand formt sich zu einem Herz und drückt sich an meine Brust
"...weil ich diese wunderschöne Blume entdecke..."
die Hand formt einen Stiel und die Finger zeigen die ersten Blumenblätter
"...lasst mich euch diese Blume schenken...."
die Hand formt einen Kelch und die Blume erblüht.


"Grosse Schwester - tanzt du mit uns" lächelten mich die kleinen Mädchen vor den Apsaraskulpturen an. Es war Mittag und die Touristen an die sie normalerweise Postkarten verkauften, waren müde und ruhten sich in den Hotels und Restaurant aus.

"Könnt ihr die Blumen der Welt?" fragte ich sie. Sie lachten und ein kleiner Blumenstrauss aus Händen und Fingern hob sich mir entgegen und ich lachte mit ihnen und mein Herz freute sich über diese neue Generation der Apsaras in meinem Volk.

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