Andreas Beier Fotografie


Premium (Basic), Metropole Ruhr

The Day After

Der Weg in die atomare Apokalypse führt durch ein braunes Garagentor. Dahinter liegt der Eingang zum ehemals größten Geheimprojekt Nordrhein-Westfalens: dem Atombunker der Landesregierung. Im Ernstfall hätte sich der Ministerpräsident hinter den schweren Stahltüren des etwa 1000 Quadratmeter großen Komplexes verschanzt. Im hintersten Bereich gab es einen akustisch gut abgeschirmten Raum für Ansprachen an die Überlebenden in der Außenwelt. Für die meisten Menschen an Rhein und Ruhr hätte es zu diesem Zeitpunkt bereits sehr düster ausgesehen. Schätzungen gingen davon aus, dass 80 Prozent aller Bewohner in Großstädten und Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet bei einem sowjetischen Atomwaffenangriff sterben würden. Von dieser Festung mit den drei Meter dicken Betonmauern aus sollte gerettet werden, was von Nordrhein-Westfalen in einem dritten Weltkrieg übrig blieb. Wohin trägt der Wind den nuklearen Fallout der Atombomben, die Dortmund und Düsseldorf, Bonn und Bochum von der Landkarte getilgt haben? Was geschieht mit den Millionen Überlebenden, die in Panik vor den anrückenden Panzern des Warschauer Paktes nach Westen fliehen? Wie verhindert man den kompletten Zusammenbruch des Wirtschaftslebens? Zum Glück mussten die etwa 200 Experten um den Ministerpräsidenten, die im Ernstfall im Ausweichsitz der Landesregierung ausgeharrt hätten, diese Fragen nie tatsächlich beantworten. 1993 wurde der Bunker geschlossen, ohne dass auch nur ein Ministerpräsident jemals seinen Fuß in ihn gesetzt hatte. Er war nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch des Ostblocks überflüssig geworden.



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