Heiko Schulz ²


Premium (World), Hannover

Wutbürger

Wut hat oftmals auch etwas mit unfassbarer, haltloser Unreflektiertheit zutun ... es ist leichter, auf etwas wütend zu sein, um darauf herum hacken zu können, als zu erkennen, dass diese Wut eigentlich eine auf sich selbst gerichtete ist. Ablenkung vor eigenem Unvermögen. Die hässliche Suche nach Schuldigen, um nicht selbst schuld sein zu müssen. Das ist so simpel.
Manche perfektionieren das so intensiv, dass das zu einer Art tatsächlich wahrgenommenen Wahrheit wird. Es ist dann müßig, sich mit ihnen zu unterhalten. Sie sind dann Hass gesteuert versteuert. Persönlichkeitsverriss.
Ich habe nichts gegen Wut. Auch ich kann wütend sein. Aber ich frage mich dann nach dem Warum?
Ein Herr T. aus USA macht mich nicht wütend, sondern fassungslos. Er ist ein interessantes, jedoch gefährliches Phänomen, wie es derzeit viele phänomenale Phänomene gibt auf der Welt. Nein, mich macht Unreflektiertheit wütend. Besonders, wenn ich mich selbst ertappe, dass ich in die Falle getappt bin. Das Zurückrudern ist so schwer ... also einfach nichts machen und Gesagtes stumm stehen lassen?
Das ist dann die Gefahr, mit der unheilvoll gespielt wird. Falsches ist schnell gesagt und findet den satten Nährboden der Sensationslust und Bequemlichkeit. Da dann zurückrudern ... sehr unbequem. Aber so wichtig.
Überlassen wir diese wunderbare Welt nicht den wütend twitternden Schreihälsen und deren blassen Klaqueuren am Wegesrand. Dort, wie hier.

Wir haben es in der Hand
Wir haben es in der Hand
Heiko Schulz ²

Mein persönliches Coronaprojekt ... was die Zeit so an Themen und sonstigen Skurrilitäten zu bieten hat. Corona scheint sie gnadenlos ans Licht zu zerren. Vielleicht auch eine Hoffnung? 
Vielleicht das Erwecken eines Bewusstseins, wie gut es uns eigentlich geht.

Dahinter geht's weiter und weiter. Oder eben den Ordner anklicken :o)
Maskenpflicht
Maskenpflicht
Heiko Schulz ²


Commentaire 13

  • André Heidner 20/08/2020 10:12

    ... heftig mein Lieber, heftig ... aber auch sehr cool ... VG André
  • nenirak 01/05/2020 10:03

    huch, jetzt habe ich Angst vor dir, so kenne ich dich gar nicht.
  • Jacky Kobelt 01/05/2020 8:55

    Ein faszinierendes wunderbar emotionales Bild und sehr gescheite philosophische Gedanken dazu. Du hast das prägnant formuliert und stimmst mich nachdenklich.

    Mir fällt dazu noch eine kleine Ergänzung ein. Ich habe den Eindruck, dass zurzeit viele Menschen denen ich begegne das Lächeln verlernt haben und das guten Tag sagen. Bei uns im Dorf  war es früher üblich, dass man sich auf der Strasse gegrüsst hat. Die Behörden haben empfohlen, dass man Abstand halten und sich nicht mehr die Hand schütteln soll. Offenbar haben das viele Menschen überinterpretiert, schauen nur noch grimmig und abweisend. Das irritiert mich, schnell kann Unfreundlichkeit auch zur Wut werden....

    Herzliche Grüsse
    Jacky
  • fotovoltaik-sw 01/05/2020 2:13

    Ein starkes Bild und ein noch stärkerer Text dazu. Ich glaube, dass die Steigerung von Wut Hass ist, wie wir ihn in ungebremster Form in Chemnitz, Mölln oder Rostock gesehen haben oder er in zahlreichen anonymen Hatespeaches in den sozialen Netzerken vorkommt. Gefühle sind gut als Richtungsmesser in uns selbst, die uns zum Nachdenken anregen sollten, bevor man unüberlegt handelt. Wut finde ich gut, wenn man erkennen kann, weshalb man wütend wurde und was das mit der eigenen Biografie zu tun hat. Denn was mich wütend macht, macht meinen Nachbarn noch lange nicht wütend. Daher denke ich, dass solche extremen Gefühle ein Radar unseres Innenlebens sind, solange sie nicht als ungebremster Hass ausgelebt werden.
    LG Markus
    • Heiko Schulz ² 01/05/2020 4:31

      Ja, das sehe ich auch so. Wut als reflektierte Auseinandersetzung mit der Möglichkeit einer inneren Versöhnung oder auch konsequenten, aber Hass losen äußeren Abgrenzung ... beides bewirkt den eigenen Frieden. Und Frieden heißt, es ist gut jetzt, wie es ist. Zorn und Wut sind befriedet, eingefriedet. Sie hatten ihre Berechtigung, sie haben sie rückblickend, aber sie sind im Zaum umzäunt und dürfen dort auf der Weide des Lebens weiden. Zur Ruhe kommen. 
      Alles Andere führt zu grenzenlosem, unkontrolliertem Hass.

      Danke für Deine Anmerkung. Sie hat mich noch tiefer zum Nachdenken gebracht. Ein guter Austausch.
  • Mira Culix 30/04/2020 20:50

    Das sieht mehr nach BSE als nach Corona aus.
    Mit Wut und Zorn verhält es sich ähnlich wie mit Angst und Furcht.
    Zorn und Furcht sind zumindest einigermaßen reflektiert und auf ein definiertes Ziel gerichtet. Wut und Angst sind viel vager und unkontrollierter. Ziemlich sicher hat jeder von uns jedes dieser Gefühle irgendwann schon gehabt. Als erwachsener Mensch sollte man aber in der Lage sein, sein Verhalten zeitnah zu reflektieren, auch wenn einem vielleicht spontan ein Fluch entfährt.
  • Hansiwalther 30/04/2020 19:31

    Die Lupe ist eine sehr gute Idee.
    Das Foto ist irgendwie spektakulär, und auffallend.
    Gruß Hansi
  • Ulrich Sö. 30/04/2020 19:04

    Die Emotionen sind in der Arbeit top eingefangen!
    Wut und Hass sind schlechte "Berater", aber auch Treiber vieler Revolutionen, sei es zum Besseren oder Schlechteren.
    Wenn man auf die Verwendung des Begriffs "Wutbürger" trifft, empfiehlt es sich zu Überlegen, ob es sich dabei um geschicktes Framing handelt und wer davon profitiert.
    • Heiko Schulz ² 30/04/2020 19:41

      Ja, auch da muss man vorsichtig sein. Dinge sind leichtfertig gesagt. Auch Begriffe, die negativ besetzt sind, aber unpassend eingesetzt werden. Ja, es ist nicht leicht, zu differenzieren. Man muss immer genau hinsehen.
  • BluesTime 30/04/2020 18:23

    guter text zum klasse bild
    lg