Retour à la liste
0299 Fenster- und andere Blicke

0299 Fenster- und andere Blicke

18 041 12

homwico


Premium (Complete), Coburg

0299 Fenster- und andere Blicke

Nochmals ein weiterer Blick durch ein Fenster in die Räumlichkeiten des Ratskellers im Coburger Rathaus am Coburger Marktplatz.
Aufgenommen am 24.04.2019.

Nach dem missglückten "Hitlerputsch" am 9.11.1923, Hitlers Verurteilung und dem Verbot der NSDAP wurde es ruhig um die Partei. Im Untergrund schwelte jedoch die parteipolitische Ideologie fort. Unterschätzt oder einfach zu wenig beachtet, das Verbot der NSDAP wurde schon am 27.02.1925 wieder aufgehoben, und in Coburg und deutschlandweit gründeten sich die Ortsgruppen neu, entfachte sich nach der Rückkehr des charismatischen Redners mit schauspielerischem Talent aus seiner Festungshaft in Landsberg am Lech am 20.12.1924 der Schwelbrand neu und wurde zur lodernden Flamme. Deutschlandweit und auch in Coburg reihte sich in diesen Zeiten kurzfristig Wahl an Wahl. Die NSDAP verstand es mit allen Mitteln, auch notfalls gewaltbereit und menschenverachtend, sich gegen die anderen Parteien durchzusetzen. In Coburg war das nicht anders: Seit der Wiederzulassung der NSDAP 1925 mit drei Stadträten (Franz Schwede, Ernst Bernhardt und Georg Linke) dauerte es nur etwas über 4 Jahre, bis sich Coburg zur Hochburg der NSDAP entwickelte. Bereits 1926 wurde die Parteizeitung "Weckruf" herausgegeben, die nach dem Stil von Julius Streichers "Stürmer" in Nürnberg begann die Coburger Juden zu denunzieren. Dies gipfelte Ende 1928 in einer Verleumdungskampagne gegen Abraham Friedmann, dem Generaldirektors des Fleischwarenunternehmens Grossmann, wobei dieser es erreichte, dass Franz Schwede, beschäftigt bei den Städtischen Werken, aufgrund maßloser öffentlicher Hetze seine Stellung verlor. Dies führte zu einem Antrag auf Auflösung des Stadtrats, der sich dann aufgrund massiver NS-Propaganda mittels Volksentscheid am 5.Mai 1929 auflösen musste. Mit den notwendigen Stadtratsneuwahlen am 23.06.1929 avancierte die Partei zur stärksten Fraktion. Franz Schwede wurde mit der ersten Sitzung des Stadtrats wieder eingestellt, verbeamtet, und am 25. August 1930 wählte man Schwede zum dritten ehrenamtlichen Bürgermeister. Dies geschah nicht ohne Grund: Die NSDAP hatte zwar die Wahl gewonnen und mit 13 Stimmen die erste absolute Mehrheit in einer deutschen Stadt erreicht, sie hatte aber keine absolute Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder des Stadtrats, da Erster und Zweiter Bürgermeister zusätzlich stimmberechtigt waren. Schwede gelang es schließlich, die Absetzung des Ersten Bürgermeisters Erich Unverfähr aus gesundheitlichen Gründen zu erreichen. Am 16. Oktober 1931 wählte man Franz Schwede zum Ersten Bürgermeister. Damit hatten die Nationalsozialisten die Macht über die Stadt. Schon vorher warfen die Ereignisse ihre dunklen Schatten des Kommenden voraus: Auf einer Festsitzung am 18.Januar 1931 anlässlich des 60. Jahrestages der Gründung des zweiten deutschen Kaiserreiches hingen erstmals Fahnen mit Hakenkreuzen an einem deutschen Rathaus.
Am 26. Februar 1932 ernannte man Adolf Hitler, dem am gleichen Tag die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen wurde, zum Ehrenbürger Coburgs. Die Urkunde übergab man ihm feierlich zum "Hitler-Tag" am 16.10.1932, dem 10. Jahrestag des "Marschs auf Coburg".
Hitler, der mehrmals (14-mal) in Coburg war und dort auch redete, manipulierte mit seinen Reden geschickt die Bevölkerung und nutzte die Stadtratssitzungen als Plattform für die Propaganda der NSDAP, wobei sich dabei die Macht in der Stadtverwaltung verfestigte. Coburg etikettierte sich mit seinen Handlungen zu einer Hochburg der rechten Strömungen und als zuverlässiges willfähriges Instrument für die absurden monströsen Umsetzungen des Gedankenguts Hitlers und der NSDAP. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist die Ausstellung von Waffenscheinen für die SS-Führung. Von der Münchner Polizei verweigert, ließ Heinrich Himmler mittels der Coburger NSDAP-Führung über Franz Schwede diese Waffenscheine, sich kurzerhand über sämtliche herrschende rechtliche Regelungen hinwegsetzend, von den Coburgern "auf dem kleinen Dienstweg" ausstellen. Sie lernten im Kleinen in Coburg die Strukturen für ein ungehindertes Schalten und Walten zu erschaffen, indem sie ungewünschte Personen aus ihren Positionen entfernten, den Polizeiapparat gleichschalteten, die Opposition einschüchterten und durch öffentlichen Druck auf Kurs brachten, um diese Erfahrungen dann auf Reichsebene umzusetzen.
Das diese Taktik aufging, belegen die Zahlen. Coburg wies bei anfallenden Wahlen in dieser Zeit regelmäßig deutschlandweit die besten Ergebnisse der NSDAP aus, die meist niemals in der Zukunft von anderen Städten übertroffen wurden.
Dies alles war von Hitler gesteuert, der sich Coburg bewusst als "Aushängeschild" ausgesucht hatte. Er ließ damit Coburg eine zentrale Bedeutung für die nationalsozialistische Bewegung zukommen.

Commentaire 12

Pour cette photo, homwico désire collecter le maximum de commentaires constructifs Aidez-le avec des conseils sur la composition, la technique, le langage iconographique etc. (Veuillez respecter la Netiquette!)