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Claudia Sölter


Premium (Basic), Frankfurt am Main

Scarface

Scarface
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„Verbot der Durchfahrt“, „Privatweg“, „nur für landwirtschaftlichen Verkehr“ – das sind sie, die Schilder, die mich als Nachtlandschaftsfotografin oft zur Verzweiflung treiben. Da stellt man sich ja schon die Sinnfrage, nech?! Manchmal braust irgendein Einheimischer, der ganz sicher kein Förster oder Bauer ist, mit seiner tiefer gelegten Schüssel an mir vorbei, was ich dann mehr oder weniger als Einladung betrachte, Fünfe einfach mal gerade sein zu lassen. Sonst kommt man ja zu nüscht! Es ist halt bisweilen schwierig in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland.
Aber kürzlich war ich tatsächlich in einer Region unterwegs, wo man genau diese Schilder vergeblich suchte. Alles frei! Ein Traum! Ich rüttele mich also den Feldweg hoch, da kommt mir etwas entgegen, was reflexartig meine schlagartige und geübt manipulierende Ahnungslosigkeit auf den Plan ruft. Ich weiche mit dem kleinen Scheißer aus und neben mir hält ein grüner Jeep (ich ahne es, es ist die – wie ich sie nenne – „Feldgendarmerie“, also ein Förster oder Jäger). Fenster werden heruntergekurbelt und ich mache mich innerlich schon auf ein „Du-Du-Du“ gefasst, doch dann lächelt es neben mir:
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
Echt jetzt?
Ich schildere ihm, dass ich in fotografischer Mission unterwegs bin, freie Sicht rundherum bräuchte, noch auf der Suche sei und dass ich keine Verbotsschilder gesehen hätte. Nach einem kurzen Dialog, bei dem ich u.a. erfuhr, dass in der Gegend drei Wölfe unterwegs seien und dass er (der Jäger) um 03:00 Uhr nachts schon längst im Bett sei (ich also nicht abgeschossen werden würde *räusper*), nennt er mir einen tollen Spot ... „oben am Misthaufen“.
Er meint es gut mit mir, wirklich, und es ist tatsächlich ein super passender Spot – zumindest so lange, wie der Wind von hinten kommt.
Ich bedanke mich und frage dann, wie er denn zu der Mörder-Narbe im Gesicht gekommen sei („War das ein Keiler?“). Nein, war es wohl nicht, aber ich regte an, dass er ja an seiner Legende stricken könne.
Kurz: Der war nett und ziemlich entspannt – habe ich auch schon anders erlebt.
Manchmal kommt es eben anders, als gedacht!

Zum Foto:
Ihr seht „Rho Ophiuchi“ (Sprich „Ro-Ofi-utschi“) rund um den Stern „Antares“ – nördliche Hemisphäre, Sommermilchstraße, ganz rechts und ziemlich weit unten. Das ist genau jener Appendix, den wir Nachtlandschafts:fotografinnen immer mit drauf haben wollen und mit einer längeren Brennweite und entsprechender Aufnahmetechnik mehr oder weniger eine echte „Bonbon-Tüte“ darstellt. Mein Bild ist mit der alten Zeiss-Scherbe weit weg von wirklich gut, aber auch nicht zuuu schlecht, wie ich finde (es gibt so tolle Bilder davon im Internet). Diese Himmels-Region steht in unseren Breiten ziemlich tief über dem Horizont und wird daher von der Lichtverschmutzung deutlich beeinflusst.
Ich werde das Ganze mit einer anderen Linse irgendwann neu machen, aber das hier habe ich jetzt – war halt ein Experiment.


nachgeführt | Stapel | Montage | Panorama
(TRACKED | STACKED | COMPOSITE | PANORAMA)

Boden (10.04.2024)
Kamera: Canon EOS 77D
ISO 400 • n=f/5,6 • je DRI aus 1/320“, 1/800“, 1/125“
Panorama • 1 Reihe • 3 Einzelbilder (DRI) • Hochformat
Objektiv: Sigma Art 24–35mm f/2,0 @ 35mm

Himmel (11.04.2024)
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
ISO 3200
je 20x20“ bei n=f/4,0 und f/5,6 (nachgeführt) und
je 20x15“ bei n=f/4,0 und f/5,6 (nachgeführt)
1 Einzelbild (Stapel) • Hochformat
Objektiv: Carl Zeiss Jena (DDR), Sonnar, 135mm, 1:3,5

Nachführung:
Omegon Minitrack LX3

Bearbeitung:
DSS • PTGui • Photoshop

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