Der Westzipfler


Premium (Pro), . . . aus dem Maasland

Schicksale . . . wie Blätter im kalten Herbstwind . . .

"Ich empfinde eigentlich mehr Scham als Angst, Scham um Deutschland. Ich habe mich wahrhaftig immer als Deutscher gefühlt. Und ich habe mir immer eingebildet: 20. Jahrhundert und Mitteleuropa sei etwas anderes als 14. Jahrhundert (...) Eine Explosion wird kommen - aber wir werden sie vielleicht mit dem Leben bezahlen, wir Juden. (...) Ich glaube nicht mehr an die Völkerpsychologie. Alles, was ich für undeutsch gehalten habe, Brutalität, Ungerechtigkeit, Heuchelei, Massensuggestion bis zur Besoffenheit, alles das floriert hier."

(Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1941. - Einträge vom 30.03. u. 03.04.1933)


Mein Beitrag zum heutigen Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und zugleich gegen die Verharmloser und Relativierer deutscher Geschichte, die würdevolles Gedenken als 'Schuldkult' verächtlich machen.

Millionenfacher Mord und die Verantwortung vor der deutschen Geschichte verjähren nicht!

Besonders ans Herz legen möchte ich folgende, zutiefst berührende und nachdenklich stimmende Spielfilmdoku (Link s.u.!), auch wenn ich gestehen muss, dass die Bilder und Zitate darin teilweise nur schwer zu ertragen sind. Ich habe mehrfach hemmungslos weinen müssen, besonders bei der Schlusssequenz des Films, die eine Art stiller, anklagender Triumph über das Grauen und die Unmenschlichkeit ist. Meiner Tränen schäme ich mich jedoch nicht. Sie sind nichts im Vergleich zu den vielen, ganze Ozeane füllenden Tränen, die im Warschauer Ghetto vergossen wurden und dem unnennbaren Leid der vielen, meist namenlosen Menschen, das alleine dort erduldet und beweint werden musste. Ihrem Schicksal zu gedenken und ihr Opfer als Mahnung für nachfolgende Generationen in Ehren zu halten und zu bewahren ist für mich das Mindeste und Selbstverständlichste, das wir diesen Menschen schuldig sind! Ein 'Schlussstrich' unter dieses düsterste Kapitel deutscher Geschichte darf jedenfalls niemals gezogen werden, auch wenn manche Nationalisten (sie nennen sich "Patrioten") dies gerne täten, um wieder hemmungslos und enthemmt - quasi ohne schlechtes Gewissen - 'stolz sein' zu können! Meine Überzeugung war, ist und bleibt: Ein aufgeklärter und weltläufiger Patriotismus bekennt sich uneingeschränkt und Verantwortung übernehmend auch zu den dunklen und düstersten Kapiteln der Geschichte des eigenen Volkes und betreibt keine verharmlosende Geschichtsklitterung. Nur die Wahrheit macht uns frei! Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung, sagt ein jüdisches Sprichwort. Daher werde ich als Deutscher und zutiefst überzeugter Europäer, selbst wenn hierzulande einst neue Machthaber das letzte 'Denkmal der Schande' aus dem öffentlichen Raum entfernt haben werden und die letzten Buchseiten aus den Geschichtsbüchern einschließlich ihrer Verfasser aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt sein sollten, selbst dann noch werde ich gleichfalls unbeirrt und zornerfüllt Zeugnis ablegen . . . heute . . . morgen . . . und, wenn nötig . . . auch bis zum Letzten . . .

Hier geht`s zum Film:

http://mediathek.daserste.de/Reportage-Dokumentation/Das-Geheimarchiv-im-Warschauer-Ghetto/Video?bcastId=799280&documentId=59624002

Meine Aufnahme entstand übrigens auf dem jüdischen Friedhof in Warschau, der mit rund 200.000 Grabstätten und Grabsteinen zu den größten seiner Art in Europa zählt.

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