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Zeitreise mit Flammen, Nebel und Alnitak

Zeitreise mit Flammen, Nebel und Alnitak

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Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie


Premium (Basic), Hochsauerland (NRW)

Zeitreise mit Flammen, Nebel und Alnitak

Tolle Fotos mit mittlerer Brennweite aufgenommen, die die gesamte Region aus dem Orion-Komplex um den Stern Alnitak (linker Gürtelstern im Sternbild Orion) herum zeigen, sind zur Zeit recht häufig, vermutlich (Orion-)Saisonbedingt, hier in der FC zu finden.

Wie schon mein Pferdekopfnebel vor ein paar Tagen als separates Objekt (aufgenommen mit f= 2032 mm) in die FC gestellt, hier nun auch mal der sgt. Flammennebel oder auch als "Flammender Baum" bezeichnete Emissions- und Reflexionsnebel NGC 2024, der wie der gesamte Orion-Komplex um die 1500 Lichtjahre von uns entfernt ist.

Der Durchmesser von NGC 2024 entspricht etwa 6 bis 7 Lichtjahren, was zu einer Winkelausdehnung bei uns am Firmament von etwa 30 x 30 Bogenminuten führt.

Ich denke, der Nebel ist so schön, dass er es nun auch mal wieder verdient, (fast) allein im Mittelpunkt auf einem Foto zu stehen und uns ausserdem auf ein kleine Zeitreise mitzunehmen .:-) :

Auch bei meinem Foto hier habe ich den hellen Stern Alnitak, ein sgt. blauer (Ueber-) Riese, bewusst mit in das Bild rein genomen, und es hat fast den Eindruck, als ob sich dieser Stern mit seiner riesigen Leuchtkraft in der näheren Umgebung von NGC 2024 befindet.
Doch der Schein trügt: Alnitak steht nur zufällig von uns aus gesehen im selben Himmelsauschnitt.

Bei Betrachtung dieses Bildes werde ich immer wieder besonders daran erinnert, was im Prinzip für jedes Sternen-, insbes. Deep-Sky- Foto gilt:

Es ist nicht nur ein einziger eingefrorener Moment aus den Tiefen des Universums, sondern ganz verschiedene zeitliche Epochen werden in einem einzigen Bild eingefangen und eingefroren:

Wenn wir den Flammennebel heute beobachten, sehen wir ihn doch so, wie sein Licht bereits um ca. das 5. Jahrhundert n.Chr. Erdenzeit ausgestrahlt wurde.

So lange etwa (1500 Jahre entsprechend seiner ca.-Entfernung in LJ) hat sein Licht gebraucht, um zu uns zu gelangen. Alnitak hingegen ist von uns "nur" ca. 800 Lichtjahre entfernt. Das heisst natürlich, wir sehen Alnitak heute so, wie dieser in Wirklichkeit im 12./ 13. Jahrhundert (das ist wohl etwa zur Zeit der Kreuzzüge) existierte- zusammen mit dem bereits 700 Jahre älteren Flammennebel aus unserem 5. Jahrhundert .

Besonders faszinierend finde ich Folgendes: Wenn das Alnitak-System evtl. bewohnte Planeten haben sollte und die fiktiven Bewohner dieses Sternen-Systems nicht nur intelligent sind, sondern die gleiche Faszination beim Blick in den Sternenhimmel verspüren wie wir Menschen, dann haben sie sicherlich (am besten mit gutem optischen Gerät ;-) ) auch den Flammennebel ins Visier genommen.

Der Nebel sollte für diese fiktiven Bewohner eher noch auffälliger sein als für uns. Sie sehen den Flammennebel aus fast dem selben Winkel wie wir, doch da sie nur ca. halb so weit entfernt sind wie wir, erscheint er ihnen
auch etwa doppelt so gross wie uns. (Konkret: Während der Durchmesser für uns ca. dem Vollmonddurchmeser entspricht, hat er dort also etwa 2 x Monddurchmesser. ) - (Natürlich auf UNSEREN Mond bezogen. Wer weiss, wie gross deren Mond(e) ist/sind. ;-) )

Doch eines machen wir uns auch noch mal klar: Sie sehen den Flammennebel nicht nur etwa doppelt so gross wie wir und natürlich auch heller, aber vor allem:
Sie sehen ihn IMMER ca. 800 Jahre früher als wir. :-)

Die Alnitaker sind uns also - zumindest was die fiktive Beobachtung des Flammennebels betrifft- , immer 800 Jahre voraus.

Tja, erst falls die Menschen jemals durch ein Wurmloch zum Alnitak-Sytem reisen könn(t)en (und das wollen ? ;-) ), haben wir diesen "Vorsprung" eingeholt. ;-)
(Aber ist schon richtig, was sollte uns dann noch daran hindern, direkt bis zum "Flammenden Baum" zu reisen ? ;-)- Na ja, vielleicht, ist etwas Abstand halten gar nicht so verkehrt ... ;-) . )


Infos zur Aufnahme-Ausrüstung:

Teleskop: Cel. EHD 800, f= 2032 mm, f/10
Montierung: Cel. AVX
Kein Guiding
Kamera: EOS 760d (unmod.), Filter: UHC-S
Einzelaufnahmen: 86 x 70 sec mit ISO 6400
(total : ca. 1 h, 40 Minuten )
Darks-Abzug, keine Flats, gestackt in Fitswork
Aufnahmendaten: 08.Jan. 2016
loc: 53.4°n.Br., 310 m NHN

Commentaire 2

  • Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 12/02/2016 0:08

    Hallo Norbert,

    vielen Dank für dein großartiges Kompliment zu meinem Flammennebel-Foto .
    Freut mich sehr, wenn meine Fotos (und auch die Gedanken und Infos dazu) dem einen oder anderen gefallen.
    Ja, solche Gedankenspiele tauchen immer wieder auf, wenn man in die Tiefe des Weltalls schaut. Liegt denke ich an der fast greifbaren aber eigentlich doch "unbegreiflichen" Unendlichkeit in Weite und Zeit, die wir da ein Stückchen durch die Fotos (auch eure) sichtbar machen". ... ihr kennt das ja selbst ... :-) ...

    Viele Grüße

    Dirk
  • macmue 11/02/2016 12:40

    Wieder eine grossartige Aufnahme!

    Danke, dass Du uns an Deinen Gedanken teilhaben lässt.
    Solce Gedanken-(Spiele) entstehen fast automatisch, wenn man mit Astronomie / Astro-Fotografie beschäftigt.

    Gruss
    Norbert