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Premium (Complete), Coburg

0296 Rathauseingang

Auf dieser leichten 70mm Telebrennweiten-Aufnahme schaut man detailliert auf den Eingangsbereich des Coburger Rathauses. Der Bereich des Erdgeschosses zeigt sich um den Eingang und den Fenstern in Neubarockformen. Interessant sind die 4 Blendsäulen, die sich ohne Kanneluren, also mit einem glatten Säulenschaft und am Kapitell mit zwei schönen gerollten schneckenförmigen synchron dargestellten Voluten als eine Mischung aus toskanischer und ionischer Ordnung zeigen. Die glatte Säule und das Verhältnis Säulenhöhe/Säulendurchmesser (7:1) stehen als typisches Merkmal für die toskanische, die Voluten am Kapitell für die ionische Ordnung. Das Ganze zeigt sich wohl als barocke Variante der ionischen Ordnung gemäß der deutschen Säulenordnung. Der tragende Aufbau auf den Kapitellen passt sich wiederum dem typischen Baumuster des Neobarocks, wie oberhalb der Tür und der Ornamentik über den beiden daneben zu sehenden Fenstern an. Darüber der 1903/05 angebaute Balkon, dessen reich verzierte Gitterbrüstung durch die Beleuchtung einen feinen Schatten auf die Fenster der dahinterliegenden Regimentsstube, dem Wirkungskreis des Oberbürgermeisters, werfen.
Aufgenommen am 24.04.2019 auf dem Coburger Marktplatz in der Innenstadt.

Aufgrund der aus den Geschehnissen der Novemberrevolution resultierenden Ansprüche der abdankenden Bundesfürsten war Coburg daran interessiert, für Klarheit zu sorgen. Es gelang dem "Freistaat Coburg" der Abschluss eines Abfindungsvertrags, der am 7. Juni 1919 mit Unterschrift beider Seiten rechtsgültig wurde. Herzog Carl Eduard wurden für die Abgabe des gesamten Domänenguts mit etwa 4500 Hektar Forsten, zahlreichen Gebäuden und einzelnen Grundstücken, den Kunstschätzen der Veste und des Hofgartenmuseums, der Bibliothek, dem Theater, Schloss und Gut Rosenau, der Veste Coburg, dem Schloss Ehrenburg und dem Staatsarchiv eine Abfindung in Höhe von 1,5 Millionen Reichsmark gezahlt. Die Kunstschätze der Veste, die Sammlungen des Hofgartenmuseums und die Einrichtungsgegenstände von Schloss Ehrenburg wurden Eigentum der Coburger Landesstiftung. Der Rest der Aufzählung verblieb beim Freistaat.
Schloss, Schlosspark und Gut Callenberg, Schloss Eichhof und die Schweizerei Rosenau mit einer Gesamtfläche von 533 Hektar blieb Eigentum des Herzogs.
Mit Gotha konnte er sich nicht einigen. Ein Angebot für seine Besitztümer von Gotha über 15 Millionen Mark lehnte er ab. Mit der einzigen jemals in Deutschland stattgefundenen Fürstenenteignung, welche durch ein schnell eingebrachtes Gesetz möglich gemacht wurde, enteignete man ihn kurzerhand. Dieses Urteil wurde am 18. Juni 1925 durch ein erneutes Urteil des Reichsgerichts wieder aufgehoben. Ihm wurden Werte in Höhe von 37,2 Millionen Reichsmark wieder zugesprochen. Ob diese Ereignisse den Herzog, obwohl grundsätzlich schon national-konservativ eingestellt, letztlich in die Fänge der nachfolgenden NSDAP-Diktatur getrieben haben mögen, was dann auch zeitweise für das schlechte Verhältnis zur englischen Adelsverwandtschaft verantwortlich war, oder ob andere Gründe für seine politische Gesinnung verantwortlich waren - darüber kann man trefflich diskutieren. Gewusst hat es wohl nur er selbst.

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