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Claudia Sölter


Premium (Basic), Frankfurt am Main

Menschen der Nacht

Freiluftbegegnung
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Super, da geben sich die lichtscheuen Nachtlandschaftsfotograf:innen wie ich wirklich alle Mühe, genau da hin zu fahren, wo sie lediglich mal einen pöbelnden Rehbock oder einen singenden Waldkauz erwarten, zu Zeiten und Temperaturen, die das humane Leben gemeinhin in die Häuser treibt ... und dann das:
Ein Mensch!
Das macht so Leute wie mich echt nervös und KANN ein echter Aufreger sein hinsichtlich der eigenen Sicherheit und/oder fotografischen Belangen (wie Fremdlicht z.B. oder gestalterische Störelemente).
Ich bin langsam (ich traue mich, das zu sagen). Während ich also an dem Wanderparkplatz unterhalb des Viaduktes noch fein säuberlich meine Gedanken und Sachen sortiere („Schleppst Du die Thermoskanne nun doch mit den Berg hoch, Frau Sölter? Es könnte ja länger dauern, wenn Du das 60mm einsetzt. Überhaupt: 14 oder 60mm – oder beide? Und – ganz wichtig: WAS ZIEHE ICH AN? Ist ja kalt irgendwie, nech?“), hält direkt neben dem kleinen Scheißer, den ich mir für diese Tour nehmen durfte, ein anderer PKW. Wisst Ihr, was „sportlich halten“ bedeuten kann? Genau das!
Dem Auto entspringt ein junger Mann, dem man schon in den ersten 1,6 Sekunden ansehen kann, dass er Fotograf ist. Der Rucksack ist ja schon verdächtig, die Kleidung ebenso und dann auch noch der suchende Blick in die Landschaft. Das Licht einschätzen. Es ist kurz vor Sonnenuntergang. Und dann rennt der auch noch in genau die Richtung, die ich mir vorab schon ausgeguckt hatte (und, ganz nebenbei, dort oben ein schönes Sonnenbad genoss, denn selbst ich habe so etwas wie einen zu pflegenden Vitamin-D-Bedarf!). Ich schaue mir sein Auto an und lese die Webadresse – irgendwas mit „Rick“ und „Fotografie“. Ich bin neidisch auf Rick und die geschmeidige Geschwindigkeit, mit der er den Berg hoch fegt. Mein Plan gibt mir noch Zeit, mich zu sortieren und dann setze ich mich altersgemäß langsam und mein malades Knie beobachtend in Marsch. Mit einem vor Ort gefundenen Wanderstock in der Hand bewältige ich langsam aber sicher den Hang.
„Hallo Rick!“ Das Gesicht hättet Ihr mal sehen sollen! „Steht auf Deinem Auto.“ Ah, so! Junger Mann. Lasst mich rechnen ... mit einem bisschen freundlicher Hormonunterstützung könnte er mein Enkel sein. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bevor ich mich, wieder gut ausgeruht, den Hang weiter hoch arbeite. Rick ist mit seiner Sache durch und verlässt die Wiese. „War doch gar nicht schlimm, Frau Sölter!“ Danach folgt das alte Spiel mit den Rehen und den Waldkäuzen – auch mit denen unterhalte ich mich.
Sind wir Nachtfotograf:innen sonderbar?!

nachgeführt | gestapelt | Montage | Panorama
(TRACKED | SINGLES | COMPOSITION | PANORAMA)

Boden (27.02.2022)
Kamera: Canon EOS 500D
ISO 3200 • n=f/5,6 • DRI • diverse Belichtungszeiten von 180“ bis 5“
2 Reihen • 9 Einzelbilder pro Reihe • Hochformat
Objektiv: Canon EF-S 60 mm f/2.8 Macro USM

Himmel (28.02.2022)
Kamera: Canon EOS 77D
ISO 3200 • n=f/4 • 210“
1 Reihe • 10 Einzelbilder • Hochformat
Objektiv: Samyang 14mm T3.1 (VDSLR)


Nachführung:
Omegon Minitrack LX3

Bearbeitung:
PTGui • Photoshop

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