Retour à la liste
Versicherungsvertreter Kafka

Versicherungsvertreter Kafka

10 189 5

homwico


Premium (Complete), Coburg

Versicherungsvertreter Kafka

Das Gebäude der ehemaligen Versicherung Assicurazioni Generali befindet sich auf dem Wenzelsplatz 19, Ecke Jindrisská. Es ist das Eckgebäude.
Nach Abschluss des Studiums und dem obligatorischem Gerichtsjahr verbrachte Kafka den Sommer über bei seinem Onkel in Triesch. Dort lernte er die junge Hedwig Weiler kennen, in der er sich verliebt und mit der er nach seiner Rückkehr in Prag noch eine Zeit lang korrespondiert.
Zurück in Prag begibt sich Kafka auf Stellensuche und wird tatsächlich fündig: die Assicurazioni Generali, die Prager Zweigstelle einer Triestiner Versicherungsgesellschaft, stellt den jungen Juristen im Oktober 1907 ein. Das Gebäude der Versicherung lag sehr zentral am Wenzelsplatz und war ein neues Gebäude, das erst wenige Jahre zuvor (um 1900) im Prager Neobarockstil errichtet wurde.
Die Ergebnisse der ärztlichen Einstellungsuntersuchung Kafkas sind erhalten geblieben und beweisen, dass Kafka mit 182 cm Größe und 61 kg für die Zeit sehr groß gewachsen und auch sehr dünn war. Zu Anfang war Kafka für den Bereich Lebensversicherung und im Außendienst vorgesehen. Die offiziellen Dienstzeiten der Aushilfskraft waren von 8-12 Uhr sowie von 14-18 Uhr. Die monatliche Vergütung betrug mickrige 80 Kronen. Zudem war das Betriebsklima in der Versicherung sehr schlecht und Überstunden waren an der Tagesordnung, so dass Kafka nach eigenen Angaben selten vor 19 Uhr heraus kam, teilweise sogar bis 20.30 Uhr arbeiten musste. Seinen anfangs gehegten Traum "auf den Sesseln sehr entfernter Länder einmal zu sitzen, aus dem Bürofenstern Zuckerrohrfelder oder mohammedanische Friedhöfe zu sehn" (Brief an Hedwig Weiler) wurde im tristen Büroalltag sehr schnell begraben. Darum ging er in seiner Freizeit auch bald wieder auf Stellensuche.
Sein unmittelbarer Vorgesetzter in der Versicherung war Ernst Eisner (1882 - 1929), ein scharfzüngiger und gebildeter Mann. Zu ihm baute Kafka ein freundschaftliches Verhältnis auf, das auch noch nach der Beendigung des Arbeitsverhältnisses Kafkas im Juli 1908 Bestand hatte.

Commentaire 5